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Übersicht » Hundekrankheiten |
08.11.2024, 01:53 |
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Kreuzbandriss Verfasst am: 24.10.2006, 23:54 |
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Christa Hoegger
1. Entstehung
Der Kreuzbandriss entsteht beim Menschen normalerweise durch eine äussere Einwirkung, wie zum Beispiel im Sport. Lange Zeit glaubte man auch beim Tier an diese Krankheitsentstehung.
Einige Tatsachen lehrten uns aber eines Besseren:
(1) entfernte Kreuzbandreste wiesen Zeichen längerer Degeneration auf,
(2) meistens kommt es zu Teilrissen, erst später zu Totalrissen,
(3) eine massive Krafteinwirkung auf das Knie ist beim Hund selten aus der Vorgeschichte ableitbar,
(4) die Kniegelenkbiomechanik ist beim Hund anders als beim Menschen,
(5) je schwerer der Hund, desto häufiger ein Kreuzbandriss,
(6) ist ein Knie betroffen, wird nicht selten das andere auch einen
Kreuzbandriss haben,
(7) es gibt keine 100% befriedigende Behandlungsmethode für
den Kreuzbandriss.
Zusammenfassend darf davon ausgegangen werden, dass der Kreuzbandriss wie folgt entsteht: es gibt beim Hund während der normalen Bewegung permanent eine Kraft, welche am vorderen Kreuzband zieht, es langsam auffranst und es schliesslich zum
Reissen bringen lässt. Diese Kraft ist umso grösser, je stärker Unter- und Oberschenkel zueinander geneigt sind, je mehr der Oberschenkelmuskel am Unterschenkel zieht und je grösser der Hund ist.
2. Anatomie
Das Knie ist ein Scharniergelenk. Beteiligte Knochen sind der Unterschenkel (Schienbein oder Tibia; Wadenbein oder Fibula), der Oberschenkel (Femur) und die Kniescheibe (Patella).
Das Kniegelenk wird geführt durch zwei gerade Seitenbänder und die beiden Kreuzbänder. Letztere verhindern eine Verdrehung des Knies und ein Vorwärtsgleiten des Unterschenkels. Zur Stossdämpfung sind zwischen den Knochen die beiden Menisken zu finden. Sie haben auch stabilisierenden Effekt. Nicht vergessen darf man den starken Muskelapparat, welcher nicht nur für die Laufarbeit zuständig ist, sondern das Kniegelenk auch in seiner stabilen Position hält.
3. Diagnose
Bei einem vorderen KBR entsteht das sogenannte Schubladenphänomen. Dabei kann die Tibia bei fixiertem
Femur nach vorne geschoben werden. Dieser Test ist beweisend für einen Kreuzbandriss. Bei langer Krankheitsgeschichte kann das Kniegelenk bereits stark arthrotisch sein, was die klinische Diagnose erschwert.
Das Röntgenbild zeigt häufig einen Gelenkerguss und Arthrose. Es wird zum Ausschluss von anderen Krankheiten und zur Operationsplanung angefertigt. Meniskusschäden können einen KBR begleiten.
4. Behandlung
Der vordere KBR kann bei Tieren über 5 kg Körpergewicht nur operativ versorgt werden, weil ein unbehandelter KBR schnell zu massiver Arthrose und zu einer markanten Verschlechterung der Lebensqualität führt.
Je nach Gewichtsklasse des Patienten, wirtschaftlichen Überlegungen und Ausrüstung und Können des Tierarztes kann unter
folgenden Methoden gewählt werden.
Kleinere Hunde bis etwa 8 kg Körpergewicht können mittels einer Kapselraffung therapiert werden. Dabei wird nach Entfernung der Kreuzbandreste und Inspektion der Menisken am Hinterrand des aussen liegenden Kaspel eine Naht so gelegt, dass sie den
Unterschenkel nach hinten zieht. Zusammen mit weiteren Spannungsnähten wird das Knie stabilisiert.
Wie beim Menschen kann man auch beim Tier das Kreuzband mittels Umlegung von starken Muskelfaszien oder Sehnenplatten ersetzen. Sie sollen das Kreuzband anatomisch korrekt ersetzen. Die Enden werden vernäht oder angeschraubt. Diese Therapie wurde vor allem zu Beginn der Kleintierorthopädie eingesetzt.
Sie hat bei kleinen Hunden immer noch gute Erfolge vorzuweisen.
Das Kreuzband kann auch mit dicken Fadenplastiken ausserhalb des Gelenkes ersetzt werden. Es werden bis zu drei Fäden eingesetzt. Das
Material ist Stahl, Silch oder nichtauflösbares Polyester. Die
Methode heisst nach den Erfindern entweder „de Angelis“ oder
„Flo“. Sie war bis Mitte der 90er Jahre die gebräuchlichste
Therapie bei allen Hundegrössen.
Bei der Fibulakopfversetzung wird das äussere Seitenband,
welches am Fibulakopf befestigt ist, so gerichtet, dass es die
Funktion des Kreuzbandes übernehmen kann. Die Methode eignet sich ebenfalls für die meisten Hundegrössen. Eine eigentliche Revolution brachten vor etwa 10 Jahren die Methoden, bei welchen die Biomechanik des Kniegelenkes derart verändert wurden,
dass das Kreuzband nicht mehr ersetzt werden musste. Entweder wird dabei das Tibiaplateau angehoben oder der vordere Rand der Tibia weiter nach vorne gebracht. Bei beiden Methoden ist die Kraft, welche das Kreuzband noch aufnehmen müsste, praktisch auf Null reduziert. Die Operationen erfordern spezielle Ausrüstungen und Implantate. Bei
schweren Hunden und Hunden mit starker Arthrose sind diese Techniken mit Knochenschnitten heute die Methoden der
Wahl.
Operation nach „de Angelis“ Tibia Plateau Keil Osteotomie TTA
Unabhängig von der Methoden sollten die Hunde nach der Operation Schmerzmittel und Knorpelaufbaupräparate bekommen (Glykosaminoglykane und Chondroitinsulfate).
Strenge Gewichtskontrolle und mässige Bewegung sind weitere wichtige Massnahmen in den ersten Monaten nach der Operation. Bei erfolgreichen Therapien ist sogar der Einsatz im Sport oder im Schutzdienst möglich. |
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