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Übersicht » Welpen & Aufzucht |
24.12.2024, 06:22 |
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Welpenentwicklung Verfasst am: 22.09.2006, 00:34 |
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Aufzucht
Entwicklungsphasen der Welpen
- Die vegetative Phase (1. und 2. Woche)
- Die Übergangsphase (3. Woche)
- Die Prägungsphase (4. bis 7. Woche)
- Die Sozialisierungsphase (8. bis 12. Woche)
- Die Rangordnungsphase (13. bis 16. Woche)
- Die Rudelordnungsphase (5. und 6. Monat)
- Die Pubertätsphase
Die vegetative Phase
Ein Welpe wird mit geschlossenen Augenlidern und Ohren geboren und auch sein Geruchssinn ist noch nicht sehr weit ausgebildet ist. Dennoch findet der Welpe instinktsicher zu den Zitzen der Mutter.
Diese Phase, in der ein Welpe nur zwei elementare Bedürfnisse hat, Wärme und Hunger, nennt man Vegetative Phase. Ein Sozialbezug und ein Interesse für die Umwelt sind noch nicht vorhanden. Diese Phase könnte man auch als eine Fortsetzung des unbewussten Lebens im Mutterleib, der nur dem Wachstum und der Gewichtszunahme dient, beschreiben.
Die Übergangsphase
In der 3. Woche beginnt ein neuer, aufregender Abschnitt im Leben des Welpen.
Zwischen dem 12. und 15. Tag öffnen sich die Lidspalten und die äußeren Gehörgänge. Obwohl sich von nun an die Sehfähigkeit, bis hin zum „Scharfsehen“ noch einige Tage entwickelt und Gehör und Spürnase sich noch „in den Kinderschuhen“ befinden, nimmt der Welpe nun mehr und mehr seiner Umwelt wahr.
Geschwister und Spielsachen werden mit der Nase untersucht, beleckt oder auch schon mal eine Rute, Ohr oder Beine in den Mund genommen.
Der Übergang vom völlig selbstbezogenem Saug- und Schlafstadium zum aktiven Entdecken und Kontaktaufnahme verläuft relativ eilig.
Die sozialen Verhaltensweisen sind beim Welpen jetzt jedoch noch nicht entwickelt. Was aber recht schnell zu sehen ist, ist ein freudiges und noch sehr ungeschicktes Wedeln mit dem kurzen Schwänzchens auf dem Weg in das soziale Gefüge, das es von nun an täglich mehr erlernen wird.
Die Prägungsphase
Die Sinnesleistungen unserer Welpen sind nun voll entwickelt und ermöglichen auch allmählich ein genaues Orten von Wahr-nehmungen über Nase, Ohren und Augen.
Aufmerksame Beobachter können nun sehen, wie Bewegungs-vorgänge, Geräusche, Lichter und Schatten, neue Menschen und andere Rudeltiere mit angespannter Körperhaltung aufmerksam verfolgt werden.
Anfangs fällt das Gehen noch wackelig aus, doch von Tag zu Tag reift in diesen Wochen die Fortbewegung rasch und entwickelt sich vor allem im Spiel zu größerer Schnelligkeit und Sicherheit. Diese zunehmenden Fähigkeiten und Körperfunktionen ziehen ein sich stetig steigerndes Bewegungsbedürfnis mit sich, die Schlafperioden werden kürzer und unsere Welpen aktiver.
Das Milchgebiß der Welpen entwickelt sich relativ schnell und sie sind ab der 4./5. Woche gut in der Lage festere Nahrung zu sich zu nehmen. Die Welpen saugen natürlich immer noch bei der Mutter, was gewöhnlich bis zum Ende dieser Periode anhält.
Vom anfänglichen Liegen beim Säugen wechselt die Hündin nun zum Sitzen während dieses Vorgangs. Die nadelspitzen Zähnchen der Sprösslinge stellen die Geduld der Mutter teilweise auf eine harte Probe, sodass sie mehr und mehr beginnt ihre Kinder mit Knurren zu erziehen.
Instinktsichere Hündinnen beginnen ab dem Moment wo sie ihre Welpen nicht mehr ausreichend mit eigener Milch ernähren können damit, eigene Nahrung hervorzuwürgen.
Die Reihe sozialer Verhaltensweisen werden zunehmend erweitert, Wedeln mit der Rute, das Einklemmen selbiger als Ausdruck ängstlicher Ergebenheit, Anfänge von „Mundwinkelstoßen“ als Ausdruck Ergebenheit und Zuneigung, nehmen immer sicherere Formen an.
Kleinere Rudelordnungen finden nun ebenfalls statt. Die Kleinen sträuben das Fell, legen die Ohren an, ziehen die Mundwinkel zurück und zeigen die Zähne.
Die lebensnotwendigen Bausteine, basierend auf Neugier und Lerntrieb werden nun vermehrt beobachtet und bereiten einen sicheren Weg in ein gut geprägtes Hundeleben.
Nun erlernt der Hund verschiedene Materialien und Gegebenheiten zu schmecken, zu riechen und sich einzuprägen. Erziehungs-technische Maßnahmen der Mutter oder des vielleicht im Rudel lebenden Vaters, des Züchters und auch das Rudelgefüge der Geschwister, prägen seine zukünftigen Verhaltensmuster. Ein Welpe der diese Zeit ohne Reize und Erfahrungen verbringt wird sich später schwer umorientieren können.
Täglich muss in dieser Zeit ein intensiver Kontakt mit den Welpen bestehen, sie müssen die Möglichkeit haben, Hände, Kleidung, Haare zu „untersuchen“, zu erschnüffeln, zu „erriechen“, dann werden aus ihnen dem Menschen gegenüber ausgesprochen kontaktfreudige Hunde.
Wird Welpen dieser Kontakt nur eingeschränkt oder gar nicht geboten, dann werden aus ihnen „Sonderlinge“ und es wird zwischen Mensch und Hund niemals einen innigen und vertrauten Kontakt geben.
(…) Da der Hund ja erfahrungslos zur Welt kommt und seine Artgenossen erst nach dem 18. Lebenstag wahrnehmen kann, muss es einen Mechanismus geben, der das Bild vom Artgenossen unverrückbar für alle Zeiten festlegt. Wenn nun in dieser Zeit zusätzlich der Mensch in Erscheinung tritt und vom Welpen genauso beschnuppert werden kann wie Eltern und Geschwister, dann wird auch er zum Artgenossen, der Welpe wird also auch auf ihn geprägt. (…) (aus Eberhard Trumler aus seinem Buch: “Hunde ernst genommen”, Piper Verlag,1998, 9.Auflage)
Sozialisierungsphase
Ziel aller Jugendentwicklung des Hundes ist beste soziale Partnerschaft mit dem Artgenossen an der er in die Phase aktiv „arbeitet“ und lernt.
Beobachter sehen nun häufiger Kampfspiele. Spielerisch werden taktische Bewegungsweisen und auch erste Formen (gegen Ende dieser Phase ausgereift) von Ausdrucksverhalten, unter anderem den oft zitierten „Calming Signals (Beschwichtigungsignale) werden sichtbar.
Der Hund lernt nun „zu sprechen“ mit dem Gegenüber aktiv zu kommunizieren, mit Blick, Gestik, Körperhaltung und Lautäusser-ungen.
Sieger- und Verliererspiele mit tauschenden Rollen, fördern Erkenntnisse, die der Hund sowohl in der „hündischen“ Sozialordnung, wie auch im menschlichen Rudel benötigt. Im Eifer des Gefechts kommt es nicht selten zu Abwehrreaktionen und Schmerzlauten der Hunde, wenn zu fest oder in empfindliche Körperteile gebissen wurde. Dieses lehrt die Welpen die sogenannte „Beißhemmung“ zu konditionieren, der Heranwachsende lernt dabei, seine eigenen Kräfte abzuschätzen und unter geeignete Kontrolle zu bringen.
Und auch hier ist der Mensch wieder ein entscheidender Teil des sozialen Gefüges, nun muss dem kleinen „Halbstarken“ deutlich gemacht werden, dass Hände, Zehen und Nasen nicht aus Beton und schmerzunempfindlich sind, sondern dass er auch seinem Familienpartner „Mensch“ geeignete Spielgrenzen zukommen lassen muss. Das erlernte Verhalten führt sein Leben lang dazu, dass er Beißspiele „sanft ausführt“. Das konditionierte Verhalten durch Geschwister, Rudeltiere und Menschen wird mehr und mehr zur festen Regel, welche ernsthafte Beschädigungen, Verletzungen und damit eine Schwächung des Sozialverbandes verhindert.
So entwickeln sich also aus dem kindlichen Spiel soziale Verhaltens-weisen, die in dieser Phase für alle Zeiten festgelegt wird.
Der Hund ist eben ein Lerntier und so erfordert die Förderung seiner Sozialentwicklung und dessen, was dabei gelernt wird, unsere größte Aufmerksamkeit. Intensität und Umfang der sozialen Partnerschaft zwischen Mensch und Hund werden jetzt in der Sozialisierungsphase unwiderruflich geprägt und wirken für alle weitere Zukunft auf fast alle Eigenschaften des Hundes ein.
Rangordnungsphase
Grundsätzlich entwickelt sich die Rangordnung innerhalb der Welpen schon in den ersten Lebenswochen, man könnte davon ausgehen, dass die körperliche Entwicklung während der vegetativen Phase in einem ursächlichen Zusammenhang mit der künftigen Rangordnung steht.
Doch dies zu pauschalisieren wäre falsch, denn Rangordnung hat in den wenigsten Fällen ausschließlich mit körperlicher Stärke zu tun. Sie ist bei einem Lernwesen wie dem Hund auch eine Frage der Intelligenz.
Von einem Welpen oder Junghund kann man selbstverständlich noch nicht erwarten, dass sich ihre seelische Überlegenheit voll entwickelt hat. Lernprozesse und Erfahrungen liegen dem späteren Platz im Rudel als wesentlicher Bestandteil zugrunde.
Wollen auch wir uns in dieser Zeit artgemäß verhalten und unseren Welpen fördern, dann brauchen wir, als Vorbild des Hunderudels, nur den Vater nachzuahmen.
Dieser baut jetzt alle Spiele mit den Welpen „lehrmeisterhaft“ aus. Also können wir auch durch vorwiegend stimmliche Belohnung die von uns gewünschten Verhaltensweisen aus dem Spiel herausarbeiten. Wir sollten es uns dabei zur Regel machen, sogleich mit einem anderen Spiel fortzusetzen, wenn der Hund das von uns Gewünschte richtig gemacht hat, denn würden wir immer und immer wieder diese Übung repetieren, dann würden wir den Hund verunsichern, weil er glaubt es noch nicht richtig ausgeführt zu haben.
Das gilt ganz besonders von den Unterordnungs- und Gehorsamsübungen, die wir jetzt täglich ein wenig schulen können, aber möglichst nicht länger als eine Viertelstunde lang. Kommandos wie „Sitz“ und „Komm“, lassen sich jetzt schon ganz gut beibringen und ins Spiel einbauen, darf aber niemals langweilig für den Junghund werden und schon gar nicht Formen annehmen, vor denen er sich fürchtet.
Ein Welpe wird in diesem Lebensabschnitt keineswegs die rohe Gewalt als Strafe anerkennen, sondern er sieht die Überlegenheit von Menschen und anderen Artgenossen, denen er sich unterordnen soll, auf weit höherer Ebene. Souveränität und Konsequenz ist für den Hund das Maß aller Dinge.
Er will die Autorität anerkennen können, denn nur diese allein gibt ihm die Sicherheit, dass Können und Erfahrung des Rudelführers sein Überleben absichern.
Gegen Ende dieser Phase reift diese Erkenntnis beim Junghund mehr und mehr. Auch das Spiel hat langsam einen anderen Stellenwert für den Heranwachsenden, es wird zu einer gruppenbindenden „Maßnahme“, er spielt nun nicht mehr um sein Können auszubauen, sondern als partnerschaftliche Übung. Die Freude liegt dabei nicht, wie im Welpenalter, an dem Entdecken des eigenen Körpers, seiner Fähigkeiten oder dem Bewegungsdrang, sondern an der Gemein-samkeit, dem Miteinander.
Rudelordnungsphase
Die Reife und Voraussetzungen eine soziale Partnerschaft einzugehen sind nun gemacht. Bei den Wölfen wäre das Jungtier nun schon fast vollwertiger Jagdpartner
Da wir heute die jagdlichen Fähigkeiten unserer Hunde nie im ursprünglichen Format unter Einbezug des gesamten Rudels beurteilen können, bleibt nur anzunehmen, dass in dieser Zeit abermals wichtige, teils angeborene, teils erlernte Verhaltensmuster ausgeprägt werden.
Zwei elementare Gesichtspunkte sollten nun unseren Focus bilden.
- Wir bleiben die Rudelführer/Eltern
- In dieser Phase bleiben wir Zeitlebens stecken, denn der Hund bleibt ja mit uns zusammen, sogar dann, wenn er als Wolf längst ein eigenes Rudel anführen würde.
Die bisher ähnlich ablaufenden Strukturen wildlebender Hunde-artiger/Wölfe und unserer Welpen verändern sich nun einschneidend und müssen den modernen Gegebenheiten angepasst werden.
Die Jagd, die gemeinsame Jagd frei lebender Tiere erfordert Disziplin. Wir bieten nun diszipliniertes Spiel (neben dem völlig gelösten Spiel) um ihn ausbilden zu können. Auch wenn wir das ursprüngliche Zuchtziel Jagd keinem Verwendungszweck zuordnen können und auch der Hund in keinem Fall zum Therapiehund, Diensthund, Wachhund oder ähnlichem ausgebildet werden soll, so ist es dennoch anzuraten, dem Hund etwas beizubringen.
Kleine fröhliche Kunststückchen, Dog Dancing, Agility oder andere „Lernspiele“ fördern und fordern unseren Hund geistig, wie auch körperlich. Der Hund befindet sich noch immer in einem ausgeprägten Lernstadium, und wenn wir das nicht nützen, dann wird die psychische Struktur des Hundes verkümmern. Wir als Rudelführer bieten ihm die Sicherheit, die Anlehnung an unserer Seite die Besonderheiten gemeinsamer Aktionen bis zur Vollkommenheit zu üben und Erfolgserlebnisse zu erhalten.
Mit solchen kleinen Aufgaben und Übungen stärken wir nicht nur unsere Stellung als Rudelführer, denn wir werden Leitbild durch die Veranschaulichung unserer Selbstsicherheit, wir festigen und intensivieren zudem die Bindung an unser vierbeiniges Familienmitglied.
Der Hund ist zu diesem Zeitpunkt in einer „Trotzphase“ und geneigt die eigene Ranghöhe zu verbessern, wenn das Leitbild/die Souveränität des Rudelführers versagt. Diese Beschäftigungsspiele verstärken die eigene Position und verdeutlichen die Grenzen des Junghundes.
Bleibt diese Lernphase ungenutzt, oder wird nicht gefördert, kann es passieren dass sich mehr und mehr „charmante“ Verhaltensweisen des Hundes in das Zusammenleben einschleichen. Befehle werden erst auf den zweiten Ruf gehört, oder gänzlich mit Nichtachtung bestraft, usw.
Hier steht man am Wendepunkt, denn wenn der Rudelführer versagt, muss der Hund diese Stellung einnehmen, denn eine Familie ohne Anführer oder Haushaltungsvorstand darf es in den Augen des Hundes – NIEMALS GEBEN.
Pubertätsphase
Der Beginn dieser Phase lässt sich schwer bestimmen, da hier sehr unterschiedliche Verhältnisse bei den einzelnen Hunden vorliegen. Ganz allgemein kann man wohl den 6./7. Monat als Beginn der Pubertät bezeichnen.
Bei vielen Hündinnen tritt jetzt die erste Läufigkeit ein. Beim Rüden kann das „Beinchen heben“ beim Urinieren als relativ sicherer Zeitpunkt für den Beginn dieser Phase genannt werden.
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