Das haben 100 Jahre Überzüchtung aus Hunden gemacht
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Anja O`Glendence Moderator
Alter: 57 Anmeldedatum: 06.01.2004 Beiträge: 10663 Wohnort oder Bundesland: Deutschland
Hunde der User: Othello vom Büttgeshof Cascaja Alida von Steinberg O'Glendence Lovely Nayeli / O'Glendence Lovely Lancelot / O'Glendence Lovely Lancer O'Glendence Especially For Me /O'Glendence Especially For You O'Glendence Just Jeffrey Magic Moments of Joy vom Märchengarten
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Verfasst am: 16.3.2015, 11:36 Titel: |
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Es liegt vor allem an den Richtern, die das "belohnen".
Der fette Labbi ist Zündstoff im Internet - SO toll findet das niemand. _________________ Netiquette
"Wie sollte man sich von der endlosen Verstellung, Falschheit und Heimtücke des Menschen erholen, wenn die Hunde nicht wären, in deren ehrliches Gesicht man ohne Misstrauen schauen kann"
"Tief im Winter lernte ich endlich, dass in mir ein unbesiegbarer Sommer lag" (Camus)
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Verfasst am: Titel: Anzeige |
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Trix Rang 04
Alter: 67 Anmeldedatum: 09.02.2010 Beiträge: 62 Wohnort oder Bundesland: Schönenberg Schweiz
Hunde der User: Dalmor Lines Shocker Prinz Wendelin
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Verfasst am: 16.3.2015, 13:25 Titel: |
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Wenn ich als Käufer beinah mehr wissen muss als ein Fachmann sprich Züchter, bin ich doch klar überfordert, in meinem Leben habe ich vielleicht drei oder vier Hunde, zwischen diesen liegen in der Regel über 10 Jahre und mein Fachgebiet ist nun mal nicht die Hundezucht. Ich wende mich also an jemand der mich beraten kann, weil er ja so hoffe ich Erfahrung hat, die mir fehlt. Genau das tue ich doch auch wenn ich ein Haus bauen will oder wenn ich krank bin.
Ich kann mich unmöglich überall zum Fachmann machen. Dafür reicht mein Leben nicht und meine Fähigkeiten schon gar nicht.
Also einen wirklich guten Rat, den ich auch umsetzen kann, wäre schön. Obwohl ich wahrscheinlich keine Welpen mehr kaufen werde und hoffe das meinSchatz trotz seiner Ueberzüchtung uralt wird. |
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SabineKo Rang 03
Alter: 39 Anmeldedatum: 28.03.2014 Beiträge: 42 Wohnort oder Bundesland: Niedersachsen
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Verfasst am: 16.3.2015, 15:52 Titel: |
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Wirklich schade um die Tiere...
Ist leider bei Pferden genau so: Der Friese war früher ein Arbeitstier, ruhig und sanftmütig. Als die Rasse kurz vorm Aussterben war, wurde Andalusier mit eingekreuzt, was dem Friesenpferd mit der Zeit ein schlankes, tolles Aussehen verliehen hat. Doch das war nicht genug, der Friese musste immer sportlicher und schöner werden. Was hat man davon? Jetzt hört man immer wieder "oh ja, die verrückten Friesen". Der Inzuchtfaktor ist bei keiner anderen Rasse so hoch. Kaum ein Pferd erreicht die 20 Jahre. Koliken, Darm- und Nierenkrankheiten werden häufiger sogar Gelenk- und Knochenprobleme wegen der hohen Knieaktion und des Körperbaus....schade |
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Anja O`Glendence Moderator
Alter: 57 Anmeldedatum: 06.01.2004 Beiträge: 10663 Wohnort oder Bundesland: Deutschland
Hunde der User: Othello vom Büttgeshof Cascaja Alida von Steinberg O'Glendence Lovely Nayeli / O'Glendence Lovely Lancelot / O'Glendence Lovely Lancer O'Glendence Especially For Me /O'Glendence Especially For You O'Glendence Just Jeffrey Magic Moments of Joy vom Märchengarten
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Verfasst am: 16.3.2015, 21:25 Titel: |
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hoffe das meinSchatz trotz seiner Ueberzüchtung uralt wird. |
Dein Hund hat einen Ahnenverzuchtkoeffizient von 93,55% - das ist von Überzüchtung meilenweit entfernt. _________________ Netiquette
"Wie sollte man sich von der endlosen Verstellung, Falschheit und Heimtücke des Menschen erholen, wenn die Hunde nicht wären, in deren ehrliches Gesicht man ohne Misstrauen schauen kann"
"Tief im Winter lernte ich endlich, dass in mir ein unbesiegbarer Sommer lag" (Camus)
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Franki Rang 11
Alter: 34 Anmeldedatum: 12.03.2005 Beiträge: 3984
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Verfasst am: 17.3.2015, 13:44 Titel: |
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Es liegt vor allem an den Richtern, die das "belohnen".
Der fette Labbi ist Zündstoff im Internet - SO toll findet das niemand.
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Ganz meine Meinung. Und nur weil diese Richter auch bei den - heute als Qualzuchtrassen - eingestuften Rassen diese Übertypisierungen belohnt haben kam es erst dazu... .
Es wäre daher bei nahezu allen Rassen oberstes Gebot, dass "normal" sich durchsetzt. Und nicht spektakulär oder übertypisiert.
Unabhängig davon gibt es doch aber etliche, die sich davon - bei allen Rassen - schon lange abgesetzt haben und die ihr eigens Ding machen. Zb auch bei den Labbies. Auch manche Richter setzen zunehmend auf "normal". Dennoch sind fast alle Rassen im VDH bspw. in der Tendenz zu groß und zu schwer. Das hat mir mal ein Richter gesagt am Ringrand (es wurde Gruppe 8 gerichtet - (die Sieger - nicht geschenkt). Auf meine Frage ob denn im VDH nicht FCI Rassestandards gelten gabs dann keine Antwort mehr. Sehr seltsam für mich diese Erkenntnis.Wo bleiben die Konsequenzen aus solchen Erkenntnissen? Der VDH kanns nicht richten, etliche Richter müssen umdenken (nicht alle!!!). Auch die FCI hat so vieles angestoßen, das wirklich gut ist. Ist der Umsetzung haperts halt an allen Ecken und Enden. So eine Sache lebt halt immer auch von Personen, die bereit sind die Dinge zum Wohle aller umzusetzen.
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Dein Hund hat einen Ahnenverzuchtkoeffizient von 93,55% - das ist von Überzüchtung meilenweit entfernt. |
Du kannst auch einen völlig überzüchteten Hund haben mit 100%. Dieser Koeffizient ist vor allen Dingen relevant für bestimmte genetische Erkrankungen und immunologische Schwächen. Wen man aber zwei völlig verschiedene Linien, die bspw. immunologisch schwach sind, miteinander verpaart, bringt auch 100% nicht undbedingt was, ebenso für HD, wenn beide es vererben. Anderes Beispiel - brachiocephale Rassen: Wenn beide das brachiocephale Syndrom auweisen bei 100% ist es höchstwahrscheinlich, dass der Nachwuchs dies auch aufweist.Dennoch ist diese Rasse oftmals überzüchtet im Sinne von Herausbildung missgebildeter Schädelbasis.
Dennoch sollte natürlich der Hund einen guten Index haben, siehe Beispiele oben.
Unterm Strich denke ich bei dieser Diskussion dass man irgendwo das Schauwesen (siehe Bilder oben Labbi) und die Züchter trennen muss. Es gibt mehr als genug in den einzelnen Klubs, die es super machen und die für die Welpenkäufer gute Hunde züchten mit viel Engegament. Sie sind für diese da, auch lange nach dem Kauf, und nehmen diese Aufgabe sehr ernst.
Grüße
Frank |
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Franki Rang 11
Alter: 34 Anmeldedatum: 12.03.2005 Beiträge: 3984
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Verfasst am: 17.3.2015, 13:48 Titel: |
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Also einen wirklich guten Rat, den ich auch umsetzen kann, wäre schön. Obwohl ich wahrscheinlich keine Welpen mehr kaufen werde und hoffe das meinSchatz trotz seiner Ueberzüchtung uralt wird. |
Ich würde noch ergänzen GESUND alt wird. Sprich- in den besten Jahren ohne chronische relevante Erkrankungen.
Da spricht doch nichts dagegen. Man darf sich durch diese Diskussionen, die überall stattfinden, auch nicht kirre machen. Daher mein Hinweis auf die vielen Züchter, die ihr Bestes geben und diese Dinge nicht mittragen und sehr viel für die jew. Rasse machen. Meist sind es die ohne große Getöse!
Grüße
Frank |
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Anja O`Glendence Moderator
Alter: 57 Anmeldedatum: 06.01.2004 Beiträge: 10663 Wohnort oder Bundesland: Deutschland
Hunde der User: Othello vom Büttgeshof Cascaja Alida von Steinberg O'Glendence Lovely Nayeli / O'Glendence Lovely Lancelot / O'Glendence Lovely Lancer O'Glendence Especially For Me /O'Glendence Especially For You O'Glendence Just Jeffrey Magic Moments of Joy vom Märchengarten
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Verfasst am: 17.3.2015, 18:01 Titel: |
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Der Begriff Überzüchtung umschreibt eine konstante Veränderung des Phänotypes eines Hundes - was anfangs IMMER über Inzucht- oder Inzestzucht herausgefiltert werden soll (wurde).
Der AVK in dieser Höhe beschreibt eine Outcross-Verpaarung, die in jedem Falle einer engeren - vor allem hinsichtlich nicht testbarer Erbkrankheiten - Verpaarung vorzuziehen ist. Wobei man aus kynologischer Sicht aber auch nicht ausser Acht lassen darf, dass VOR Einführung von Gentests, Züchter auch enge Verpaarungen vorgenommen haben, um zu sehen, was in der eigenen Linie "schlummert" - das dabei die Inzuchtdepression ihr unschönes Gesicht zeigt und wie man das jetzt ethisch finden mag - sei dahingestellt.
Ich sehe in keinem Fall - auch nicht auf Ausstellungen, dass der Phänotyp des Westies derart verändert wurde (im Hinblick auf Bilder vor von Jahrzehnten) wie es leider mit anderen Hunden (Bassets, brachyzephale Rassen, etc.) geschehen ist.
Wir müssen nicht darüber diskutieren, dass es Trends gibt, zum Leidwesen der Rasse, die auf Shows belohnt werden.
Leider gibt es auch genug Züchter, die Schultern, Rücken etc, gar nicht bewerten können Da stehen Zähne (wie unwichtig) und eine perfekte Topline im Vordergrund.
VG
Anja _________________ Netiquette
"Wie sollte man sich von der endlosen Verstellung, Falschheit und Heimtücke des Menschen erholen, wenn die Hunde nicht wären, in deren ehrliches Gesicht man ohne Misstrauen schauen kann"
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Franki Rang 11
Alter: 34 Anmeldedatum: 12.03.2005 Beiträge: 3984
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Verfasst am: 18.3.2015, 07:15 Titel: |
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Ja das mit den Zähnen .... . Völlig irrelevant sofern Scherengebiss..... .
Grüße
Frank |
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Marie Rang 11
Alter: 64 Anmeldedatum: 05.06.2004 Beiträge: 5929 Wohnort oder Bundesland: Hessen
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Verfasst am: 20.3.2015, 08:12 Titel: |
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Extrem schön - extrem krank ...
Hundezucht kritisch gesehen
Autorin :Genetikerin Univ.-Prof. Dr. Irene Sommerfeld-Stur
Es scheint den Menschen zu gefallen: Hunde – extrem groß, extrem klein, extrem kurzbeinig, extrem kurznasig, extrem faltig, extrem gefärbt, extrem kurzlebig … Die es ausbaden müssen, das sind die Hunde.
Sie sind geplagt von Gelenkserkrankungen, Herzerkrankungen, Stoffwechselerkrankungen, Krebs, Hauterkrankungen, Augenerkrankungen und vielem anderen mehr.
Und im schlimmsten Fall sind sie so verbaut, dass sie ihr Leben lang um Luft ringen müssen.
Was bringt Menschen, die ja wohl notwendigerweise ihre Hunde lieben, dazu, ihnen all das anzutun?
Was haben Hundezuchtverbände und Hundezüchter damit zu tun?
Was kann man tun?
Wenn man mehr als 30 Jahre beruflich mit Hundezucht und Genetik befasst ist und mit Besorgnis die zunehmende Häufung von gesundheitlichen Problemen in so gut wie allen Rassehundepopulationen und ebenso die Vielzahl von verhaltensauffälligen Hunden beobachtet, dann taucht irgendwann mal die Frage auf, wo denn hier der Hund begraben liegt.
Was ist die Ursache für die Probleme der Rassehundezucht?
Die genetischen Voraussetzungen sind ja bei Hunden nicht anders als bei Rindern und Schweinen oder bei Pferden.
Auch bei diesen Tierarten gibt es das Problem der rezessiven Defekte, der Dispositionserkrankungen und der spät manifestierenden Erkrankungen – d.h. der genetischen Probleme, die die Bekämpfung von Erbkrankheiten erschweren.
Trotzdem gibt es bei diesen Tierarten bedeutend weniger genetisch bedingte Gesundheitsprobleme.
Zudem gab es diese massiven Probleme bei Hunden früher auch nicht.
Sonst hätte sich der Hund wohl kaum über die lange Zeit, die er bereits an der Seite des Menschen lebt, erhalten.
Die Fülle von gesundheitlichen und sonstigen Problemen, mit denen sich die Hundezucht heutzutage herumschlagen muss, muss also etwas mit den aktuellen Bedingungen der Hundezucht und wohl auch mit den Menschen, die sie betreiben, zu tun haben.
Im Gegensatz zu Rindern und Schweinen sind Hunde keine Nutztiere.
Das Pferd zählt offiziell zwar zu den Nutztieren, hat aber bei einem großen Teil der Pferdebesitzer einen ähnlichen Status wie der Hund. Trotzdem hält sich auch bei den Pferden die Menge an genetisch bedingten gesundheitlichen Problemen in Grenzen.
Wo liegen also die Unterschiede?
Leistungsorientierte Selektion beim „Nutztier"
Das Geheimnis liegt in dem Begriff „Nutztier". Ein Nutztier ist ein Tier, das einen bestimmten Nutzen erfüllen muss. Bei Rindern und Schweinen bezieht sich der gewünschte Nutzen auf Fleisch- oder Milchproduktion, bei Pferden auf die Verwendbarkeit als Reitpferd.
Jede dieser Nutzungen setzt voraus, dass das Tier, das eine entsprechende Leistung bringen soll, gesund sein muss. Die erbrachte Leistung hat zudem eine große wirtschaftliche Bedeutung.
Der Verkauf der tierischen Produkte stellt für Landwirte die Existenzgrundlage dar. Leistungseinbußen durch Krankheiten mindern das Betriebseinkommen und können schlimmstenfalls sogar das »Aus« für einen Betrieb bedeuten. Auch bei Pferden stellen krankheitsbedingte Leistungsminderungen oder -ausfälle ein finanzielles Problem dar.
Ein krankes Pferd kann nicht geritten werden, es fallen aber trotzdem Kosten für die Haltung und Fütterung an.
Und wenn ein Rinder- oder Schweinezüchter noch relativ leicht die Entscheidung zur Tötung eines kranken Tieres fällt, so ist dieser Ausweg in der Pferdehaltung nur in ganz schweren Fällen gangbar.
Viele kranke Pferde belasten das Budget und die Zeit ihrer Besitzer lange Zeit, ohne einen reiterlichen Nutzen zu bringen.
Sowohl in der Zucht landwirtschaftlicher Nutztiere als auch in der Pferdezucht hat Gesundheit somit eine sehr hohe Priorität. Und da Leistung und Gesundheit eng miteinander verbunden sind, hat eine leistungsorientierte Selektion im allgemeinen auch einen positiven Einfluss auf die Gesundheit.
Die Bedingungen der Hundezucht
Beim Hund ist das etwas anders. Hunde sind keine Nutztiere. Auch wenn ich Hunde jetzt nicht generell als „Nichtsnutze" bezeichnen will, so sind doch in den meisten Fällen die Anforderungen, die an Hunde gestellt werden, eher im emotionalen Bereich zu finden als im Bereich körperlicher Leistungsfähigkeit.
Ausnahmen bestätigen die Regel. In diesem Fall sind es tatsächlich die Rassen, in denen bei der Selektion noch körperliche Leistungen mitberücksichtigt werden, die auch in gesundheitlicher Hinsicht positiv auffallen.
Es ist nicht von Ungefähr, dass z.B. Jagdhunde weit weniger Probleme mit chronisch degenerativen Gelenkserkrankungen haben.
Und das erklärt auch, warum die massive Häufung von gesundheitlichen Problemen beim Hund erst in den letzten Jahren bzw. Jahrzehnten aufgetreten ist.
Denn im Gegensatz zu heute waren Hunde früher auch eine Art Nutztiere.
In der langen Geschichte der Mensch-Hund-Beziehung konnten nur ganz wenige Menschen es sich leisten, einen Hund „einfach nur so", zur eigenen Freude zu halten.
Hunde mussten Leistungen bringen.
Sie mussten Herden beschützen oder treiben, sie mussten Höfe bewachen, ihre Besitzer in den Krieg oder zur Jagd begleiten, Schlitten oder Milchwagen ziehen und in manchen Fällen auch ihre Lebensberechtigung damit verdienen, dass sie mit anderen Tieren kämpften.
Gezielte Selektionszucht fand in diesen Zeiten wohl kaum statt.
Die Selektion beruhte vor allem darauf, dass Hunde, die in den erwarteten Leistungen erfolgreich waren, besser versorgt wurden und damit einfach bessere Chancen hatten, zur Fortpflanzung zu kommen.
Kaum einer konnte es sich leisten, Hunde, die nichts taugten, weiter durchzufüttern.
Sie wurden sich selbst überlassen oder getötet und damit sank ihre Chance auf Fortpflanzung.
Diese simple, aber bewährte Selektionsstrategie änderte sich mit der Einführung der verbandsmäßigen Rassehundezucht.
Und das ist im Vergleich mit der Länge der Zeit, die Hunde den Menschen schon begleiten, ein sehr kurzer Zeitraum.
Umso bedrückender, wenn man bedenkt, was in dieser kurzen Zeit mit den Hunden genetisch passiert ist.
Aus einem Prototyp mit funktionell angepasstem Körperbau wurden in vielen Rassen Monstren herausgezüchtet.
Extrem groß, extrem klein, extrem kurzbeinig, extrem kurznasig, extrem faltig, extrem gefärbt, extrem kurzlebig.
Und aus großen Populationen mit mehr oder weniger natürlichen Selektionsbedingungen und weitgehender Zufallspaarung wurden kleine bis kleinste geschlossene Populationen gemacht, in denen die Inzucht traurige Rekorde feiert.
Die es ausbaden müssen, das sind die Hunde.
Sie sind geplagt von Gelenkserkrankungen, Herzerkrankungen, Stoffwechselerkrankungen, Krebs, Hauterkrankungen, Augenerkrankungen und vielem anderen mehr.
Und im schlimmsten Fall sind sie so verbaut, dass sie ihr Leben lang um Luft ringen müssen.
Was bringt nun Menschen, die ja wohl notwendigerweise ihre Hunde lieben, dazu, ihnen all das anzutun?
Warum ist es notwendig, dass im Tierschutzgesetz ein eigenes Qualzuchtverbot formuliert ist, das den Tatbestand der bewussten Zucht kranker Tiere strafbar macht?
Und warum ist dieses Qualzuchtverbot praktisch kaum umsetzbar?
Im Laufe meiner langjährigen Beschäftigung mit der Hundezucht habe ich natürlich auch sehr viele Züchter kennengelernt. Und auch sehr viel von dem organisatorischen Umfeld der Hundezucht. Und ich habe dabei Beobachtungen gemacht, die einige der Probleme der Hundezucht erklären können.
Die Zuchtverbände
Hundezucht ist verbandsmäßig organisiert. Hundezüchter sind also üblicherweise Mitglieder in Zuchtverbänden und müssen sich somit auch an die Vorgaben dieser Zuchtverbände halten.
Und das ist gleich eine der Wurzeln der Probleme.
Denn im Gegensatz zu den landwirtschaftlichen Nutztieren, bei denen die Zucht und damit auch die Struktur und Organisation der Zuchtverbände über das Tierzuchtgesetz geregelt ist und von den Landeslandwirtschaftkammern kontrolliert wird, gibt es für die Hundezucht kein entsprechendes Gesetz.
Hundezuchtverbände sind somit private Vereine, die ausschließlich über das Vereinsrecht geregelt sind.
Die Vorlage eines Verbandsstatuts sowie eine Anzeige bei der Vereinsbehörde genügen, um einen Zuchtverband zu gründen.
Es gibt keinerlei offizielle Qualifikationsprüfung; jeder, der das möchte, kann einen Zuchtverband ins Leben rufen.
Das heißt nun nicht, dass die Hundezucht von lauter einzelnen Kleinverbänden bestimmt ist.
Es gibt die großen Zuchtverbände, wie den Österr. Kynologenverband (ÖKV) in Österreich oder den Verband für das deutsche Hundewesen (VDH) in Deutschland, die ihrerseits wieder dem internationalen Dachverband, der Fédération Cynologique Internationale (FCI) angeschlossen sind.
Und es gibt weitere große und kleinere Zuchtverbände, eine Vielfalt, die nicht nur für Hundekäufer nicht leicht zu überschauen ist.
Eine Reihe der kleineren Zuchtverbände sind als sog. Dissidenzverbände entstanden, wenn Züchter, die mit der Zuchtpolitik ihres Verbandes unzufrieden waren, austraten und einen eigenen Verband gründeten.
Alle diese Verbände sind private Vereine, deren Gründung keiner besonderen Qualifikation bedarf. Unzufriedenheit mit den verbandsgesteuerten Zuchtstrategien gibt es häufig.
Nicht jeder Züchter, der der Arbeit seines Zuchtverbandes kritisch gegenüber steht, tritt jedoch aus und gründet einen neuen Verband.
Viele versuchen sich durchzusetzen und eigene Ideen im Zuchtverband umzusetzen, mal mit mehr, mal mit weniger Erfolg. Meistens mit weniger.
Denn Entscheidungen über Änderungen der Zuchtpolitik müssen das demokratische Konstrukt der Verbandsstruktur durchlaufen.
Da gibt es Mitgliederversammlungen, Generalversammlungen, Zuchtausschusssitzungen und vieles mehr.
Alle diese Treffen müssen organisiert werden, es muss rechtzeitig dazu eingeladen werden, Anträge müssen ebenso rechtzeitig gestellt werden und wer bei welchen Entscheidung mitstimmen darf, ist in vielen Fällen nur schwer zu durchschauen.
Die Folge ist, dass Neuerungen, wenn überhaupt, nur sehr langsam umgesetzt werden können.
Denn wenn z.B. aus formalen Gründen eine Abstimmung über die Neueinführung einer genetischen Untersuchung in der jährlichen Mitgliederversammlung nicht gültig war (und das passiert häufiger als man denkt), dann kann die nächste Abstimmung erst ein Jahr später, bei der nächsten Jahresversammlung stattfinden.
Und in dieser Zeit hat der genetische Defekt, der mit der Untersuchung eingedämmt werden sollte, Zeit sich ungehindert auszubreiten.
Hundezuchtverbände haben ein weiteres systemimmanentes Problem.
Sind es in den Zuchtverbänden der landwirtschaftlichen Nutztiere in erster Linie ausgebildete Fachleute, die für die Erstellung und Umsetzung von Zuchtprogrammen verantwortlich sind, so sind es in den Hundezuchtverbänden in überwiegender Mehrheit Laien.
Zumindest, was eine entsprechende Ausbildung in den genetischen Grundlagen der Hundezucht betrifft.
Denn wie schon gesagt, es bedarf keiner speziellen Qualifikation, um einen Zuchtverband zu gründen, und auch die Vergabe von Funktionen im Rahmen eines Zuchtverbandes erfolgt im Allgemeinen nicht primär auf der Basis von fachlicher Qualifikation, sondern weit eher auf der Basis der Bereitschaft von Züchtern, bestimmte Aufgaben und Funktionen zu übernehmen.
Denn auch das ist eine Besonderheit von Hundezuchtverbänden. Mit wenigen Ausnahmen sind alle Funktionen Ehrenämter.
Die nicht unerhebliche Arbeit für einen Zuchtverband erfolgt also unentgeltlich und muss neben den sonstigen beruflichen Tätigkeiten erledigt werden.
Es darf dabei aber nicht übersehen werden, dass Ehrenämter eben auch Ehren bringen und die Möglichkeit der Machtausübung und Einflussnahme und somit dem Prestige der Funktionäre nützlich sind.
Nicht immer beruht daher die Motivation zum Engagement in einem Zuchtverband auf idealistischen Motiven.
Wie auch immer, es wäre gar nicht möglich, für jede verantwortliche Funktion in einem Zuchtverband ausgebildete Fachleute zu finden.
Betrachtet man allein die mehr als 100 Verbandskörperschaften im ÖKV, dann liegt es auf der Hand, dass es so viele in Genetik ausgebildete Fachleute gar nicht geben kann.
Die Folge ist aber nichtsdestoweniger, dass damit in den meisten Fällen Entscheidungen über Zuchtmaßnahmen und Zuchtstrategien in der Hand von Laien liegen.
Bemerkenswert in diesem Zusammenhang erscheint die Tatsache, dass inzwischen die Erlaubnis zur Führung von Hundeschulen an eine fachliche Qualifikation gebunden ist.
So begrüßenswert dieser Umstand ist, so wünschenswert wäre es, dass im Zuchtbereich, in dem ja letztlich die ersten Weichen für jedes Hundeleben gestellt werden, ebenfalls Qualifikationsanforderungen gestellt werden.Und diese sollten sich nicht auf die Zuchtverbände beschränken.
Denn nicht nur die Verbandsfunktionäre sind zum großen Teil genetische Laien, dasselbe gilt für einen Großteil der Züchter. Und das ist die zweite Wurzel der Probleme.
Denn auch für Hundezüchter gibt es keinerlei fachliche Qualitätsanforderungen, was genetisches Grundwissen betrifft.
Die meisten Zuchtverbände überprüfen vor der Vergabe eines Zwingernamens allenfalls die örtlichen Haltungs- und Aufzuchtbedingungen, und viele Zuchtverbände bieten Fortbildungsseminare an, in manchen Verbänden ist sogar der Besuch eines Erstzüchterseminars verpflichtend.
Aber diese Maßnahmen können nur als Tropfen auf dem heißen Stein betrachtet werden, bedenkt man den Umfang und die Komplexität des Wissenschaftsbereiches der Genetik.
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Marie Rang 11
Alter: 64 Anmeldedatum: 05.06.2004 Beiträge: 5929 Wohnort oder Bundesland: Hessen
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