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24.11.2024, 12:28 |
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Leishmaniose Verfasst am: 22.09.2006, 12:43 |
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Leishmaniose - Ein tödliches Souvenir aus dem Süden
Winzig ist der Verursacher – riesig die Auswirkung.
Anja Rehm
Wenn eine Mücke sticht ist es immer lästig, die Haut rötet sich und es juckt, gemütliche Urlaubsabende bei einem lauen Lüftchen, Kerzenschein und einem schönen Glas Wein, verderben uns die kleinen Plagegeister mit ihrer Aufdringlichkeit. Die winzigen Insekten können einem das Leben in den schönsten Wochen des Jahres ganz schön ungemütlich machen, doch was viele nicht wissen, sie können auch gefährlich werden, nicht nur für Allergiker. Die Gefahr lauert in der Dunkelheit, beim harmonischen Ausklang des Tages, gerade wenn der Urlauber nach dem Sonnenuntergang, fernab vom alltäglichen Stress die Seele baumeln lässt. Auf der Suche nach Blut sind dann die weiblichen Sandmücken unterwegs, nachtaktiv und bei Temperaturen über 16°C beginnen sie ihren Rundflug und können beim Stich die gefährliche Erkrankung LEISHMANIOSE übertragen.
Inzwischen ist die Leishmaniose die häufigste Importkrankheit bei Hunden. Die parasitäre Infektion greift das Immunsystem des Tieres an und beeinträchtigt die Funktion der inneren Organe. Die Sandmücke, auch Schmetterlingsmücke genannt, fungiert lediglich als Überträger, sie nimmt die Leishmanien (Parasiten), die sich in den weißen Blutkörperchen vermehren beim Stich auf, diese vermehren sich wiederum im Darm der Mücke, wandern zum Kopf und werden beim Stich des nächsten Opfers weitergegeben. Weltweit betrachtet ist das Spektrum der Erreger der Leishmaniosen sehr artenreich, jedoch wird im mediterranen Raum Leishmaniose in der Regel vom Erreger Leishmania infantum (der gleichwohl Menschen und Tiere befällt) ausgelöst.
Die einzelnen Erreger unterscheiden sich vor allem darin, welche Teile des Körpers sie vornehmlich befallen, Gehäuft tritt Leishmaniose in Lateinamerika und in den mediterranen Ländern wie Spanien, Frankreich, Italien, Malta, Griechenland, Türkei, Israel, Ägypten, Libyen, Tunesien, Algerien, Marokko und Portugal auf. Jedoch sind mittlerweile auch Fälle in Bayern und Baden-Württemberg bekannt geworden.
Rund um den Globus sind derzeit etwa 12 Millionen Menschen in 88 Ländern auf allen Kontinenten (Ausnahme Australien) mit Leishmanien infiziert. Noch vor 10 Jahren kam es zu ca. 400.000 Neuerkrankungen im Jahr, währenddessen man heute von einer Neuerkrankungsrate von 1,5 – 2 Millionen spricht. In Europa gilt Leishmaniose als Kinderkrankheit, die in der Regel Kleinkinder bis 5 Jahren betrifft. Seit Anfang des letzten Jahrhunderts ist Leishmaniose in Frankreich, Italien, Portugal und Spanien als „Kala-azar-infantil“ bekannt. Historisch betrachtet geht diese Erkrankung jedoch noch weiter zurück. Bereits in den „Ebers Papyrus“ einer Serie von medizinischen Dokumenten der ersten ägyptischen Dynastie wird eine Hautkrankheit mit dem Namen „Nile Pimple“ beschrieben, wobei es sich vermutlich um die erste Beschreibung einer humanen Hautleishmaniose handelt. Im medi-terranen Raum erkrankt der Hund, der Mensch im Erwachsenenalter im Allgemeinen nicht, Risikogruppen sind immungeschwächte Personen, beispielsweise mit HIV-Infektion und Kinder bis zum fünften Lebensjahr. Die Inkubationszeit kann beim Hund bis zu vier Jahren, beim Menschen bis zu 30 Jahren betragen.
Anders als beim Menschen äußert sich die Leishmaniose beim Hund durch vielfältige Symptome. Erst wenn diese zum Ausbruch kommen wird der Hundehalter im Allgemeinen eine Leishmaniose feststellen lassen. Als erste, noch recht unspezifische Symptome nennt der Tierarzt, Haarausfall, Schuppen, Ausfransen der Ohren, Gewichtsverlust, Appetitlosigkeit der Hunde. Im weiteren Verlauf und im fortgeschrittenen Stadium kommt es dann in unterschiedlich starker Ausprägung zum offenen Hautwunden (Ulcera) die schlecht verheilen, Entzündungen der Augenlider und Bindehaut, Anschwellen der Lymphknoten, etwa am Kniegelenk und in machen Fällen zu Nasenbluten. Typisch ist die sogenannte Brillenbildung, einem Haarverlust rund um die Augen.
Derzeit wird Leishmaniose beim Hund mit zwei Testverfahren zur Erkennung gebracht. Möglich ist der indirekte Nachweis von Leishmaniose durch Antikörper bei einer Blutentnahme. Ergebnis dieser Nachweismethode ist der sogenannte Antikörper-Titer. Als sicher gilt dieses Verfahren allerdings nicht, da zum einen exakt auf den Leishmania-Erreger getestet werden sollte und zum anderen erhöhte Antikörperwerte auch dann vorliegen können, wenn der Hund von anderen Parasiten befallen ist. Desweiteren gibt es Tiere, die zwar leishmanioseinfiziert sind, aber keine Antikörper bilden. Dies geschieht beispielsweise bei Hunden spanischen Ursprungs, die bereits über Generationen „gelernt“ haben, sich mit dem Erreger auseinanderzusetzen. Ein sicherer Nachweis der Leishmaniose ist das Knochenmarks- oder Lymphknotenpunktat. Dies ist eine direkte Nachweismethode der Parasiten.
Die Diagnose Leishmaniose muss kein Todesurteil sein. Bei 80 Prozent selbst der akuten Fälle ist eine vorübergehende Linderung der schweren Symptomatik möglich. Dennoch – der Therapieweg ist mühsam und langwierig. Er dauert von einigen Monaten bis hin zu einem Jahr, bei Rückfällen muss die Therapie mit starken Medikamenten von vorne begonnen werden. Während man bei der Therapie das Immunsystem des Hundes aufzubauen versucht, wird parallel dazu mit der Verdrängung der Parasiten aus dem Knochenmark begonnen, darüber hinaus wird mit einem Chemotherapieverwandten Mittel behandelt.
Welche Therapiemaßnahmen sinnvoll, welche Medikamente in welcher Kombination eingesetzt werden ist von Fall zu Fall verschieden und muss ebenfalls unter Ausschluss anderer Erkrankungen wie Ehrlichiose oder Babesiose vom damit besonders vertrauten Tierarzt individuell eingestellt werden. Eine falsche medikamentöse Behandlung kann zum Tode führen.
Die Übertragung und Prophylaxe
Hauptüberträger der Leishmaniose ist die Sandmücke.
Die sprichwörtlich sandfarbenen Insekten verbergen sich tagsüber in Spalten und Ritzen und werden erst etwa eine Stunde nach Sonnen-untergang aktiv. Anders als ihre übrigen „Verwandten“ brüten sie im Boden und sind beim Flug fast geräuschlos.
„Flugsaison“ der Sandmücken ist im mediterranen Raum von Anfang Juni bis Mitte Oktober, also Monate bei denen die Nachttemperatur nicht unter 16° C sinkt. Weil sich Sandmücken erst selbst mit Leishmanien infizieren müssen ist das Risiko über einen Sandmückenstich an Leishmaniose zu erkranken am Ende der „Flugsaison“ also September bis Mitte Oktober am Höchsten. Möglichkeiten der Übertragung bestehen darüber hinaus auch bei Beißereien infizierter Hunde (wenn beide Hunde dadurch verletzt werden) und ebenfalls auf dem transplazentaren Weg Hündin-Welpe. Eine Übertragung von Leishmanien durch Hundespeichel ist hingegen auszuschließen, da sich im Speichel im Allgemeinen keine weißen Blutkörperchen befinden. Im Umgang mit infizierten Hunden sollte man dennoch Vorsicht walten lassen, gerade an den nässenden Hautläsionen wurden besonders zahlreich Leishmanien nachgewiesen. Die hier vorhandenen Sekrete könnten theoretisch in einen Mückenstich oder eine kleinere Schnittwunde eingerieben werden und somit zu einer Infektion führen.
Einen hundertprozentigen Schutz gegen Sandmückenstiche oder eine Impfung gegen Leishmaniose gibt es derzeit nicht. Während für Menschen die mögliche Prophylaxe in der Anwendung von Insektenschutzmitteln besteht, empfiehlt sich für den Hund das Anlegen des Halsbandes Scalibor (Firma Intervet). Das Halsband muss jedoch 2 Wochen VOR Reiseantritt dem Hund umgelegt werden. Der enthaltene Wirkstoff Deltamethrin wirkt auch zuverlässig gegen Zecken und Flöhe (evtl. sogar gegen Milben) über eine Dauer von 4-6 Monaten und verteilt sich wie ein Fettfilm über Haut und Haar des Tieres. Bei Importhunden empfiehlt sich die Verwendung von Scalibor ebenfalls aus Sicherheitsgründen. Sandmücken sind keine guten Flieger und absolut windempfindlich. Ihre Flughöhe beträgt in der Regel 2 bis 3 Meter. Sie orientieren sich optisch, d.h. sie reagieren auf Licht im Wellenbereich gelb-orange. Zur Prophylaxe empfiehlt es sich also herkömmliche Glühbirnen mit „warmen“ Licht gegen Neonröhren, Energiesparlampen oder Quarzstrahler auszutauschen. Obwohl Sandmücken aufgrund der niedrigen Flughöhe theoretisch ab dem 2. Stock nicht mehr anzutreffen sind, können sie durch gelbliches Licht in Regionen bis zu 8 Meter angelockt werden. Dieses „optische“ Anlocken durch gelbes Licht ist also unbedingt zu vermeiden. Im Gegensatz zu anderen Mücken fliegen Sandmücken ihre Opfer nur an, wenn diese schlafen. Der Grund hierfür ist, dass Sandmücken zum Blutsaugen 2 bis 5 Minuten benötigen und der Stich schmerzhaft ist.
Bevorzugt stechen sie in weicheres Gewebe, bei Mensch und Tier.
Als zusätzlichen Schutz sollten feinmaschige Moskitonetze an Türen und Fenster angebracht werden. Ebenfalls hilfreich sind Ventilatoren und Klimaanlagen.
Im Freien schlafen oder auch im Auto muss absolut tabu sein, die Gefahr ist hier besonders hoch, dass die Sandmücken „Ihre Fährte“ aufnehmen.
Vor Reiseantritt, Fahrten zu Ausstellungen oder Deckrüden, sollten diese Maßnahmen zum Schutze des eigenen Hundes und zur Vermeidung einer weiteren Verbreitung der Krankheit unbedingt beachtet werden, damit die schönste Zeit des Jahres oder ein Ausflug nicht mit einem bösen Erwachen endet. |
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