Susann of Ibengarden Rang 11
Alter: 52 Anmeldedatum: 14.04.2004 Beiträge: 2121 Wohnort oder Bundesland: Thüringen
Hunde der User: Napoleon von der Luehr Isabelle von Charleville Arabella of Ibengarden
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Verfasst am: 10.1.2006, 16:27 Titel: Stress bei Hunden |
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Definition von Stress (entnommen aus dem medizinischen Fachlexikon Pschyrembel)
"Stress (engl. Druck, Belastung, Spannung) meint einen Zustand des Organismus, der durch ein spezifisches Syndrom (erhöhte Sympathikusaktivität, vermehrte Ausschüttung von Katecholaminen, Blutdrucksteigerung u.a.) gekennzeichnet ist, jedoch durch verschiedenartige unspezifische Reize (Infektionen, Verletzungen, Verbrennungen, Strahlenweinwirkung, aber auch Ärger, Freude, Leistungsdruck und anderen Stressfaktoren ausgelöst werden kann. Unter Stress kann man auch die äußeren Einwirkungen selbst verstehen, an die der Körper nicht in genügender Weise adaptiert ist. Psychischer Stress entsteht in Folge einer Diskrepanz zwischen spezifischen Anforderungen und subjektivem Bewältigungsverhalten (coping). Andauernder Stress kann zu Allgemeinreaktionen im Sinne eines allgemeinen Anpassungssyndrom führen".
Begriffe:
Katecholamine: Sogenannte Stresshormone (z.B. Adrenalin), erhöhen den Blutdruck durch Gefäßverengung und steigern die Herztätigkeit.
Sympathikus: Teil des vegetativen Nervensystems, der durch Reiz den Herzschlag erhöht (Einstellung auf kurz dauernde Maximalleistung).
Blutdruck: Der in den Blutgefässen vorhandene Druck ergibt sich durch Pumptätigkeit des Herzens und den Gefäßwiderstand.
Ganz klar, auch Hunde können unter Stress leiden und es ist ganz wichtig, dass zu wissen, um eventuelle Symptome einschätzen, erkennen und damit auch wieder regulieren zu können. Sicherlich hat nicht jeder Hund der sich mal schüttelt, bellt oder sonstige Anzeichen vereinzelt zeigt, immer gleich Stress. Hier muss man die vorliegende Situation mit einbeziehen und darauf achten was und wie viel dieser Signale unser Hund zeigt.
Bei Hunden die Stress haben, sieht man vermehrt, in Kombination oder einzeln, folgende Symptome:
vermehrt speicheln
vermehrt harnen
alle Beschwichtigungssignale zeigen
Verspannung der Muskeln
schütteln (Stress abschütteln)
Bellen (abreagieren)
Angriff / Aggression
feuchte, Pfotenballen
hecheln
zittern, hektisch ums sich schnappen
vermehrt haaren
in die Leine beißen
schlechte Konzentration
anlehnen (an den Halter)
Schuppenbildung
verstärkter Körpergeruch
streng riechende Ohren
Geruch aus dem Maul
generell erhöhte Anfälligkeit für Krankheiten
keine Annahme mehr von Leckerchen (trotz leerem Bauch oder besonders gutem Leckerchen)
keine oder nur sehr wenig Aufnahme von Wasser
vergrößerte Pupillen
die Augen sind sehr dunkel oder aber das weiße im Auge ist zu sehen
fiepen, winseln, bellen
Durchfall, ständige Blähungen
unruhiges Verhalten
passives Verhalten
Fresssucht (egal was, der Hund frisst oder kaut es)
Stereotypie (d.h. der Hund jagt ständig seinen Schwanz oder Lichtpunkte oder er rennt ständig hin- und her)
Autoaggression (d.h. der Hund verletzt sich selbst oder leckt bis er wund ist)
verkriechen, Meideverhalten
Zerstörungswut
Überreaktionen
Hypersexualität und Hyposexualität
Veränderung des Sexualzyklus bei Hündinnen
Allergien
Aufstellen der Tasthaare im Kopfbereich
Aufstellen des Felles im Nacken- und Rückenbereich (keineswegs nur ein Anzeichen von Aggressivität)
Folgende Situationen können, (unter anderem) im Leben eines Hundes zu Stress führen:
-Trennung des Welpen von der Mutter
- Überforderung
(z.B. erst Gassi gehen, dann Suchspiele im Garten, dann mit Hund noch mal kurz in die Stadt, wieder Gassi gehen und abends noch Hundeschule, fehlende oder nicht ausreichende Ruhephasen)
- Unterforderung
Zu wenig Auslauf, die Bedürfnisse des Hundes (Spielen, Hundekontakte, ausreichend Auslauf, Denkarbeit etc. wird nicht nach gekommen)
- Veränderung
Jede Veränderung im Leben eines Hundes (Umzug, neuer Hund, Streit/Spannungen bei den Haltern, Abgabe ins Tierheim, Verlust durch Tod des Bezugsmenschen oder einer Hundes, Trennung und Auszug des Partners, Tierarzt, Kind wird geboren etc.)
- Nicht einheitliche Erziehung
Jedes Familienmitglied erzieht den Hund auf seine Weise
- Autofahren
- Alleine gelassen werden
- Mondphasen
- Krankheit oder Unwohlsein
- Gewitter, Sylvester (alles an ungewohnten Geräuschen)
- Läufigkeit (ständige Belagerung durch Paarungswillige Rüden)
- zu wenige Ruhephasen
- ständige Überforderung z.B. im Hundesport
- unruhige laute Kinder
- Frustration (der Hund löst die ihm gestellten Aufgaben nicht und kann sein Bestreben uns zugefallen und seine Aufgabe gut zu lösen nicht umsetzen)
- mangelnde Konsequenz des Menschen (mal darf er etwas, mal nicht..)
- Leistungsstress
- Isolation
- Hilflosigkeit (der Hund kann nicht erkennen, was wir von ihm wollen oder/und kann die Situation nicht einschätzen)
- Anschreien, Schlagen etc.
- Besuch der Hundeschule oder
- einfach größere Ansammlungen von Hunden
- für den Hund bedrohliche Situationen (ein anderer Hund, ein Baumstamm in dunkeln, eine flackernde Fahne, ein Tier das er nicht kennt etc.)
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Übrigens, der gesunde, ruhige Hund hat
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- eine Körpertemperatur von 37,5 und 39°C. Bei starker Aufregung oder Überanstrengung steigt die Körpertemperatur, ohne dass eine Erkrankung vorliegt.
- Rosa Schleimhäute (Lidbindehäute und Mundschleimhaut) Bei starker Blutung bzw. Blutarmut sieht die Schleimhaut porzellanfarben aus.
- normalerweise einen Puls- und Herzschlag von 80 – 120 Schläge pro Minute (kleiner Hund zwischen 100 und 150 Schläge pro Minute, mittelgroßer Hund, bei einem Gewicht von etwa 10 bis 25 kg, hat etwa 80- 120 Schläge in der Minute und ein großer Hund hat etwa 70 bis 100 Schläge pro Minute). Den Puls an der großen Oberschenkelarterie richtig zu messen ist nicht einfach und erfordert etwas Übung. Leichter ist es die Herzschläge zu messen. Legen Sie Ihre Hand auf die Brust des Hundes, unter das linke Ellbogengelenk und suchen Sie den Herzschlag. Zählen Sie die Schläge 20 Sekunden lang, und multiplizieren Sie sie dann mit drei. Wenn Sie z.B. in den 20 Sekunden 40 Schläge gezählt haben, hat der Hund einen Pulsschlag von 120 in der Minute.
- normale Atemzüge wenn sich diese zwischen 10 und 30 Atemzügen pro Minute bewegen
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Stress vermeiden oder verringern
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Zunächst einmal sollten Sie, wenn Sie den Eindruck haben, Ihr Hund verhält sich anders als sonst, wirkt gestresst, unruhig, ist aggressiv, hat eine Allergie oder sonstige Symptome, zu Ihrem Tierarzt gehen. Viele "unnormale" Verhaltensweisen können auch auf Krankheiten/Schmerzen hinweisen. Schließen Sie bitte aus, dass das die Ursache sein kann.
Wenn Sie Stress im Vorfeld vermeiden können, bedenken Sie bitte folgendes:
- Machen Sie nicht zu viel Programm mit Ihrem Hund, gönnen Sie ihm ausreichende Ruhepausen in denen er sich wirklich entspannen und schlafen kann.
- Achten Sie bei Unternehmungen, Sport, Spiel etc. darauf, wenn Ihr Hund erste Signale einer Überforderung zeigt, z.B. bellt er ständig oder zeigt Beschwichtigungssignale. Lassen Sie ihn, wenn der Tag eh schon aufregend und angefüllt war. lieber mal zu Hause, dort findet er, wenn ihn das Alleine sein nicht stresst, bedeutend mehr Ruhe.
- Prüfen Sie gut, ob Ihr Hund die Aufnahme eines weiteren Haustieres oder eines zweiten Hundes verkraften würde. Wenn Sie Kinder in Ihrer Lebensplanung haben, achten Sie vor Anschaffung des Hundes darauf, es gibt Rassen die sich ausgezeichnet mit Kindern verstehen. für andere wider rum ist das der pure Stress.
- Fördern Sie die Rasseeigenen, körperlichen oder charakterlichen Fähigkeiten Ihres Hundes. Aktive, neugierige und lern bereite Hunde können durch anhaltende Unterforderung krank werden. Besuchen Sie einen Agilitykurs, machen Sie beim spazieren gehen Suchspiele, Ballspiele, Geschicklichkeitsspiele, bringen Sie dem Hund Fährten lesen bei oder besuchen Sie einen Hundeverein und suchen sie nach Hundekontakten.
- Lassen Sie Ihrem Hund die Zeit, neue Umgebungen zu erkunden, zwingen Sie Ihren Hund nicht an Dinge heran vor denen er sich fürchtet, versuchen Sie, soweit es geht, dem Hund die Freiheiten zu geben, die er braucht, um sich sicher zu fühlen.
- Zeigen Sie selber sicheres Verhalten und zeigen Sie Führungsqualität. Ihr Hund achtet sehr auf Sie, wenn Sie gestresst sind, unsicher sind oder Angst haben, wird Ihr Hund das übernehmen. Versuchen Sie immer Ruhe rein zu bringen, holen Sie Ihren Hund in stressigen Spielsituationen aus dem Spiel raus, lassen Sie ihn absitzen und erst mal "runter fahren".
- Bringen Sie Ihrem Hund Leinenführigkeit bei, ein immer an der Leine zerrender Hund ist gestresst und Sie sind es auch.
- Wenn Ihr Hund Ballspiele mag, sollten Sie dies ruhig fördern. Aber achten Sie darauf, dass Ihr Hund nicht nur Ball spielt und sich damit natürlich auch richtig hoch powert, sondern versuchen Sie innerhalb des Spaziergangs auch immer wieder ruhigere Zeiten einzubauen, in denen der Hund nur schnüffelt, läuft oder auch mal ein Suchspiel macht.
- Muten Sie dem Hund zu Hause nicht zuviel Lärm zu, achten Sie auf laute Musik oder ständiges Geschrei von Kindern. Schaffen sie ruhige Zonen, in denen der Hund Ruhe finden kann.
- Bereiten Sie den Hund, wenn Sie einen Urlaub planen und ihn nicht mit nehmen können, auf seine Urlaubsunterbringung vor. Geben Sie ihn schon Wochen vorher immer mal wieder bei der Hundepension oder dem Bekannten ab, damit er die Chance hat, sich etwas daran zu gewöhnen.
- Achten Sie auf Überforderung und erhöhte Ansprüche Ihrerseits. Planen Sie Zeit und Geduld ein, wenn Ihr Hund neue Situationen und Umgebungen kennen lernen soll und gehen Sie, je nach Hund, in kleinen Schritten vor.
Versuchen Sie immer mit ruhiger, klarer Stimme mit Ihrem Hund zu reden, Schreien und Brüllen führt zu Stress und ist außerdem überhaupt nicht notwenig.
- Fördern Sie das Selbstbewusstsein eines ängstlichen, unsicheren Hundes, in dem Sie ihm Erfolgserlebnisse verschaffen. Lassen Sie ihn Leckerchen auf dem Weg oder im Gras suchen oder einen Ball und loben Sie ihn für jedes gefundene Leckerlie. Oder lassen Sie ihn auf eine Bank hüpfen oder auf einen Baumstamm und loben Sie ihn ganz doll. Tun Sie alles, damit Ihr unsicherer Hund, sicherer wird.
Nachzulesen im:
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Buch von Martina Nagel und Clarissa v. Reinhardt, Thema Stress bei Hunden. Hier wird das Thema ausführlich und verständlich beschrieben und natürlich werden auch Lösungsansätze angeboten.
ISBN 3-936188-04-1
Hardcover, 136 Seiten mit zahlreichen farbigen Abbildungen.
Preis: € 19,00
plus Porto und Verpackung
Erhältlich bei www.animal-learn.de _________________ Warum kann ich keine Beiträge schreiben? | Netiquette | Forums-Regeln
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