Leishmaniose beim Hund (und Mensch)
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Marie Rang 11
Alter: 64 Anmeldedatum: 05.06.2004 Beiträge: 5929 Wohnort oder Bundesland: Hessen
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Verfasst am: 6.9.2005, 19:05 Titel: |
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Leishmaniose beim Hund
Die Leishmaniose ist eine in den tropischen und subtropischen Gebieten der Welt verbreitete Erkrankung, die durch parasitäre Einzeller hervorgerufen und durch den Stich der weiblichen Sandmücke bzw. Schmetterlingsmücke auf Mensch oder Hund übertragen werden kann. Wilde Caniden, Nager, Hunde und Katzen werden als Erregerreservoir der Leishmaniose angesehen.
Grundsätzlich unterscheidet man bei der Leishmaniose drei verschiedene Hauptformen: die kutane (Hautleishmaniose), die mukokutane (Schleimhautleishmaniose) und die viszerale (innere Leishmaniose) Leishmaniose, die durch verschiedenste Erregerstämme ausgelöst werden können. In Deutschland ist das Thema 'Hundeleishmaniose' insbesondere durch den in den letzten Jahren vermehrt aufgekommenen Import von südländischen Hunden bzw. durch Reisen mit Hunden in die betreffenden Ländern zum aktuellen Thema geworden.
Zoonose
Die Leishmaniose ist eine sogenannte Zoonose, d. h. sie kann zwischen Wirbeltieren und Mensch übertragen werden. Da die Hundeleishmaniose insbesondere in den Mittelmeerländern ein Problem darstellt und in diesem Bereich aber nur sehr selten Leishmaniose beim Mensch auftritt, scheint die Gefahr einer direkten Übertragung zwischen Hund und Mensch nicht akut zu sein und wird demgemäss auch in Fachkreisen nicht thematisiert.
Wie erkrankt mein Hund an Leishmaniose?
Ursache für diese Erkrankung sind parasitäre Einzeller - die sogenannten Leishmanien (leishmania infantum), die durch den Stich der weiblichen Sandmücken bzw. Schmetterlingsmücken auf den Hund übertragen werden. Innerhalb des Lebenszyklus' der Leishmanien haben Sandmücke und Hund ihren festen Platz, wobei die Sandmücke die Leishmanien durch das Stechen eines infizierten Tieres aufnimmt. Innerhalb des Organismus der Sandmücke kommt es zu einer starken Vermehrung sowie zu einer Veränderung der Form der Leishmanien. Durch erneutes Stechen können die Erreger dann auf ein nicht infizierten Tieres übertragen werden.
Eine Ansteckung von Hund zu Hund ist relativ unwahrscheinlich und wäre nur dann zu erwarten wenn infiziertes Blut, Wundsekret etc. eines befallenen Hundes in den Blutkreislauf (z.B.Wunde) eines gesunden Hundes gelangen würde. Übertragungen durch Speichel sollen rein theoretisch möglich sein, werden aber gemeinhin mit Fragezeichen versehen, weil sie in der Praxis nicht nachzuweisen sind.
(Anmerkung des Verfassers: Diese Aussage soll in keinem Fall den Eindruck erwecken, dass Leishmaniose per Speichel übertragbar ist, im Gegenteil, sie soll darauf hinweisen, dass dies in der Praxis eben nicht nachgewiesen werden konnte. Da man in anerkannter medizinischer Fachliteratur einen Verweis auf die Möglichkeit einer Ansteckung per Speichel findet, wurde dies der Vollständigkeit halber eingefügt (Quelle: P. Suter/G.Niemand, Praktikum der Hundeklinik)).
Inkubationszeit und natürliche Resistenzen
Leishmaniose hat eine relativ unbestimmte Inkubationszeit von 3-7 Monaten bis teilweise zu einigen Jahren. Diese Tatsache macht es häufig so schwierig, die Leishmaniose als solche zu erkennen. Grundsätzlich hat der Ausbruch der Erkrankung immer etwas mit der Stabilität des Immunsystems zu tun. So gibt es neben Hunden (hierunter fallen insbesondere Hunde, die in den gefährdeten Zonen heimisch sind), die eine natürliche Resistenz gegen Leishmaniose haben, d.h. Hunde, die eine Infektion erfolgreich abwehren können, weil das körpereigene Abwehrsystem stabil ist. Dies ist erfahrungsgemäss immer im Zusammenhang mit Parasiten (vergleichbar z.B. mit Wurm-oder Flohbefall) ein entscheidender Faktor. Tatsache ist auch, dass viele Hunde (und auch Menschen) sich mit Leishmanien infiziert haben, es aber nie zum Ausbruch der Erkrankung kommt. So geht man z.B. davon aus, dass in manchen mediterranen Regionen fast 50% der einheimischen Bevölkerung mit Leishmanien infiziert wurden, ohne an Leishmaniose zu erkranken. Das beweist auch eindeutig die niedrige Zahl an Leishmaniosefällen in diesen Regionen.
Symptome
Bei der Leishmaniose handelt es sich um eine ernsthafte Erkrankung, die, wenn sie mit Macht ausbricht und unbehandelt bleibt, unter Umständen zum Tod des Hundes führen kann. Da das Symptombild der Leishmaniose sehr vielfältig ist und teilweise in Schüben auftritt, ist es relativ schwierig, eine Leishmanioseerkrankung zu erkennen. Symptome: Abmagerung, Appetitmangel, Fieberschübe, Hautveränderungen, Fisteln, Geschwüre, Verdauungsstörungen, Lymphknotenschwellungen, Milz-und Lebervergrösserung, Nasenbluten, Blut im Harn oder Kot, Konjunktivitis (Bindehautentzündung) sowie andere Augenerkrankungen, Muskel- und Gelenkprobleme etc. Erste Anzeichen einer Leishmaniose sind häufig Haarausfall und Schuppenbildung im Augen- (sogenannte Brillenbildung), Ohrrand- und Nasenbereich. Die schuppigen, schorfigen oder teilweise nässenden Hautveränderungen können sich auf Hals, Rücken, Gliedmassen und Pfoten (hier verursachen sie aufgrund von Krallenbettentzündungen nicht selten ein übermässiges Krallenwachstum) ausbreiten. Im Zusammenhang mit Gewichtsverlust, Apathie, Durchfällen, Erbrechen, Muskel- und Gelenkschmerzen etc. bei dementsprechender Vorgeschichte können diese Symptome auf Leishmaniose hinweisen. Wichtig! Viele Hunde, die über Tierschutzorganisationen aus den südlichen Ländern nach Deutschland gelangen, weisen - ohne dass sie leishmanioseerkrankt sind - selbige Symptome auf, da die jeweilige Lebensgeschichte nicht selten Stoffwechselerkrankungen bzw. andere Krankheitssymptome hinterlassen hat. Nicht jeder Hund, der aus dem Süden kommt und abgemagert ist bzw. Durchfall oder Hautveränderungen zeigt, muss zwangsläufig an Leishmaniose erkrankt sein!
Wie stellt man fest, ob ein Hund Leishmaniose hat?
Neben der Tatsache, dass die Symptome einer Leishmaniose vielfältig und nicht sofort eindeutig zuzuordnen sind, ist auch die durch Bluttests weit verbreitete Titer-Bestimmung nicht unproblematisch.
Die sogenannte Anti-Titer-Bestimmung (allgemeiner Sprachgebrauch) bzw. medizinisch korrekt Titer-Bestimmung .
Bei der Titer-Bestimmung wird lediglich geprüft, ob der Organismus Antikörper gegen eine bestimmte Gruppe von Erregern gebildet hat. Es gibt keine spezielle Titer-Bestimmung nur für den Leishmanioseerreger. Diese relativ unspezifische Titer-Bestimmung deckt immer automatisch ein breites Spektrum an Erregern ab, so dass ein Anstieg des Titers auch bedeuten kann, dass der Hund z.B. an Babesiose, Ehrlichiose etc. leidet. Man spricht hier von den sogenannten Kreuzreaktionen.
Auf der anderen Seite hat es sich in der Praxis als problematisch erwiesen, dass unterschiedliche Testsubstanzen z.B. mit Erregerstämmen aus Italien eine Leishmaniose, die durch andere Leishmanioseerreger ausgelöst werden, nicht nachweisen können. Darüber hinaus kann dieser Test auch infolge von Stress, Wurmkuren, Impfungen, Operationen etc. ansteigen, so dass hier eine gesunde Körperreaktion im schlimmsten Fall für eine falsche Leishmaniosediagnose herhalten muss. Zudem kann man ebenfalls nicht definitiv feststellen, ob ein Hund leishmanioseerkrankt war (die Krankheit z.B. schon erfolgreich durch sein körpereigenes Abwehrsystem abgewehrt wurde) oder noch ist, da auch nach einer überstandener Leishmaniose, der Titer erhöht sein kann. Grundsätzlich scheint die Titer-Bestimmung nicht das geeignete Mittel der Wahl zu sein, eine Leishmanioseerkankung definitiv zu bestätigen. Sie kann höchstens dazu dienen, festzustellen, dass das Immunsystem meines Hundes momentan keine Antikörper gegen bestimmte Erreger bildet, falls der Test negativ ausfällt.
Andere Verfahren
Ein direkter Erregernachweis kann im Grunde genommen nur durch die Entnahme eines Punktats aus Lymphknoten oder Knochenmark geführt werden. Man kann sich vorstellen, dass dieser Test aufwendig, unangenehm für den Hund, kostenintensiv und schwer durchführbar ist, da es nur wenige Labore gibt, die diesen Test machen können.
Keine Behandlung ohne Diagnose
Aber streng medizinisch gesehen ist der direkte Erregernachweis die eigentliche Voraussetzung dafür, eine medikamentöse Leishmaniosetherapie durchzuführen. Gerade in Anbetracht der Tatsache, dass die Antileishmaniosepräparate eine Belastung für den gesamten Stoffwechsel und so wiederum für das komplette Immunsystem darstellen, sollte eine derartige Therapie nicht auf reinen Vermutungen basieren. So wird in leichten Leishmaniosefällen gerne auf ein Gichtmittel aus der Humanmedizin (Allopurinol) zurückgegriffen, was z.B. als Nebenwirkungen Gichtanfälle, Erbrechen und Durchfälle auslösen kann. In schweren Fällen werden dann sogenannte Antimonpräparate (sowie nach neuesten Erkenntnissen auch sogenanntes Amphotericin B bzw. liposomales Amphotericin B) eingesetzt, deren starke Nebenwirkungen eine dauernde Blutbildüberwachung bzw. eine gleichzeitige Leberschutztherapie notwendig machen. Grundsätzlich ist es also in der Praxis sehr schwierig, die definitive Diagnose: Leishmaniose zu stellen. Man sollte sich vor allen Dingen an einen kompetenten Tierarzt wenden, der nicht der leider etwas verbreiteten Leishmaniospanik unterliegt, sondern der mit Einfühlungsvermögen anhand der klinischen Symptomatik eine individuelle Therapie durchführt. Nicht jeder leishmanioseeerkrankte Hund ist zum Tode verurteilt.
Durch die Stabilisierung des Immunsystems (Ernährung, Haltung und Pflege) in Verbindung mit angemessenen therapeutischen Massnahmen kann der leishmanioseerkrankte Hund geheilt werden und ein langes, lebenswertes Leben führen.
Spontanheilungen?
Spontanheilungen bei Hunden sollten nicht ausgeschlossen werden.
(Anmerkung des Verfassers: Neben der Tatsache, dass man auf verschiedenen Internetseiten, diese Aussage bestätigt findet, möchte ich darauf hinweisen, dass z.B. bei der kutanen Leishmaniose des Menschen (leishmaniasis tropica minor, leishmaniasis tropica major) laut Pschyrembel, Klinisches Wörterbuch in der Regel auf eine Therapie verzichtet werden kann, weil es regulär zu Spontanheilungen kommt. Also ist auch im Bereich der Leihmaniose das Wort Spontanheilung, zwar erregerabhängig aber dennoch nicht unbekannt. Da zudem die Stabilität des Immunssystems, die beste Leishmanioseprophylaxe bildet, warum sollten dann beim Hund Spontanheilungen nicht möglich sein? Zieht man Vergleiche zu ernsthaften, normalerweise todbringenden Erkrankungen aus dem Humanbereich wie z.B. Pest oder auch Krebs, so muss man eingestehen, dass es immer wieder Menschen gegeben hat und heute noch gibt, die eine an sich todbringende Erkrankung überleben. So kommt es sogar im Falle von Krebs bei einigen Menschen durch die Veränderung der Lebensumstände und eine psychische Regeneration selbst hier zu einem Verschwinden der Symptome bzw. Heilung (Quelle u.a. Wolf Eberhard Büntig, Krankheit als Chance). Zudem sollte man bezüglich Heilungschancen und Spontanheilungen nach unserer Ansicht auch einmal den Blick über den schulmedizinischen Zaun in den Garten der Alternativen wie Homöopathie, Akupunktur etc. wagen, um vielleicht festzustellen, dass das Leben über den etablierten Part hinaus mehr Möglichkeiten bietet als es vielleicht anfangs erscheint.)
Wie kann ich meinen Hund vor Leishmaniose schützen?
Den absoluten Schutz vor dieser Erkrankung kann man eigentlich nie garantieren. Weder die auf dem Markt befindlichen chemischen Protectorbänder, sonstige chemische Pflegepräparate, etc. sind ein Garant dafür, dass mein Hund nicht erkrankt. Bei den chemischen Präparaten stellt sich wie immer die Frage, ob der gebotene Schutz in einem angemessenem Verhältnis zu der Belastung der Gesundheit des Hundes steht.
Darüber hinaus würde durch eine Leishmanioseimpfung, an der schon seit längerer Zeit geforscht und getestet wird, die aber noch nicht offiziell im Einsatz ist, wie immer die übliche Impfproblematik aufgeworfen
(deckt der jeweilige Impfstoff wirklich das Erregerspektrum ab? Impfschäden, Nebenwirkungen etc.).
Ob man sich für den Weg mit Chemiekeule entscheidet oder nicht, muss jeder Hundebesitzer in Eigenverantwortung selbst entscheiden.
Wir können an dieser Stelle nur grundsätzliche Tipps geben.
Bevor Sie eine Reise mit Ihrem Hund in die mediterranen Ländern unternehmen möchten, sollten Sie sich fragen, ob der Hund wirklich mit muss oder ob ein anderes Reiseziel vielleicht auch interessant ist. Wenn Ihr Hund ein geschwächtes Immunsystem hat, sei es durch eine gerade überstandene akute Erkrankung oder eine chronische Erkrankung, sollten Sie den Hund nicht mitnehmen oder die Reise verschieben.
Grundsätzlich gilt: der beste natürliche Schutz vor Leishmaniose ist ein stabiles Immunsystem. Darum sollten Sie auch nicht eine Woche vor dem Urlaub entwurmen, impfen oder mit chemischen Pflegepräparaten behandeln. Führen Sie diese Aktionen, falls sie nötig sind, mindestens vier Wochen vor der Reise durch, damit das Immunsystem sich bereits wieder restabilisiert hat. Versuchen Sie die Anreise so stressfrei wie möglich für den Hund (und sich selbst) zu gestalten. Auch übermässiger Stress schwächt das Immunsystem. Am Urlaubsort sollten Sie bedenken, dass die Sandmücken eigentlich nur in der Dämmerung und nachts aktiv sind. Halten Sie Ihren Hund in dieser Zeit möglichst im Haus.
Importhunde
An dieser Stelle sei nochmals darauf hingewiesen, dass Hunde, die aus dem Süden nach Deutschland geholt werden, häufig in einer mittelmässigen bis schlechten Körperverfassung sind und einige der allgemeinen Symptome einer Leishmaniose zeigen können, ohne erkrankt zu sein. Weisen diese Hunde beim Titer-Test eine positive Reaktion auf, so sollte man auch hier nicht in Panik ausbrechen, da es, (wie oben bereits beschrieben), gerade nach dem ganzen Umstellungsstress, medizinischen Behandlungen etc. schnell zu einem positiven Titer kommen kann, ohne dass Leishmaniose vorliegt.
Quelle:www.ich-will-futter.de |
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Verfasst am: Titel: Anzeige |
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