Erinnerunsgvermögen Hund



 
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Anja O`Glendence
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BeitragVerfasst am: 21.2.2004, 12:47    Titel: Erinnerunsgvermögen Hund    

Hallo Irene,

nun wollte ich mit Zitat auf Deinen Text antworten und habe irgendwie leider Deine Nachricht gelöscht Weinen SORRY.

Du schriebst ja, dass Du es auch nicht glaubst, dass ein Hund sich alles nur 5 Sek. merken kann und hast dies an einem Beispiel mit einem Brötchen im Gebüsch, welches Jimmy auch am nächsten Tag noch sucht, beschrieben.

DA BIN ICH GANZ DEINER MEINUNG.

Genau das kurze Erinnerungsvermögen bez. irgednwelcher Handlungen bezweifle ich nämlich auch. Es passt einfach nicht zu vielen Verhaltensweisen (nicht nur die von der ich oben erzählt habe).
Wenn jemand mal Literatur darüber finden sollte, bitte teilt es mir mit, ich würde gerne mehr darüben lesen und erfahren.

Viele Grüße
Anja

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BeitragVerfasst am: 21.2.2004, 21:36    Titel:    

Hallo Anja und Irene...

das Beispiel vom Brötchen ist ein typisches vom Lernverhalten... warum geht der Hund zum Gebüsch zurück? Weil er das erste Mal dort etwas Leckeres gefunden hat. Das hat schon was mit Erinnerung zu tun, aber er erinnert sich daran, weil sein Stöbern im Gebüsch sofort belohnt (oder bestraft) wurde, duch das Finden des leckeren Brötchens... Schnüffeln und sofortige Belohnung... also ahben sie schon ein Kurzzeitgedächnis... es ist schwer zu erklären...

Nehmen wir mal ein anderes Beispiel... Dein Hund setzt dich hin... du beachtest es im ersten Moment nicht und belohnst den Hund 5 Minuten später mit einem Leckerchen... der Hund, wird dies nicht mit seinem vorherigen Sitz verbinden, sondern mit dem was er gerade tat, als du ihm das Leckerchen gegeben hast. Wenn er gerade bellte, dann belohnst du das bellen...

Das Brötchen ist genau das Gleiche... Hund schnüffelt im Gebüsch und wird dafür belohnt (auch wenn du es nicht willst)... deshalb wird er dieses Verhalten auch wiederholen, weil es das erste Mal etwas eingebracht hat. Er hat seine Belohnung bekommen... Hätte er gerade gebellt, als er das Brötchen gefunden hat, dann würde er es, nach ein paar weitern Erfolgserlebnissen, wieder an der gleichen Stelle machen. Wenn der Hund, jetzt aber einige Male nichts mehr an der Brötchenstelle finden wird, dann wird er auch das Stöbern aufgeben, da es ihm nichts bringt... das sind einfach nur Lernverhalten... Erinnerungen, wie wir das verstehen (ich erinnere mich an meinen 6sten Geburtstag) sind es nicht...

LG
Anja O`Glendence
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BeitragVerfasst am: 21.2.2004, 21:46    Titel:    

Hallo Lo,

aber wie ist es dann mit den aufeinanderfolgenden Handlungen (sind ja manchmal 5 oder mehr).

Zur Erinnerung ist uns auch schonmal etwas gravierendes passiert. Anuschka hier aus dem Forum kann ein Lied davon singen. Sie half mir als mein Scooby noch ein Welpe war ihm eine Zecke aus den Leftzen zu entfernen.
Vorher liess er sich gerne von ihr krabbeln und streicheln, aber seitdem steht er mit ihr auf "Kriegsfuss". Egal wie wir es auch versuchen - er knurrt wenn sie kommt.
Sogar eine Richterin auf einer Ausstellung, die Anuschka sehr ähnlich sah, hat er angeknurrt.

Elefantengedächtnis?

Fragende Grüße
Anja

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BeitragVerfasst am: 22.2.2004, 00:24    Titel:    

Hallo Anja...

nicht nur positive Erlebnisse führen zu Lernverhalten... auch negative...

Scooby hat einfach nur gelernt, dass Anuschkas weh tuen... und nun versucht er sie zu meiden oder zu verjagen...

Du kannst das mit dem Zahnarzt vergleichen... sagen wir mal, einer hat dir mal verdammt weh getan... dann wirst du dich nicht nur vor ihm fürchten, sondern vor jedem, der diesen Beruf ausübt... das hat nicht unbedingt etwas mit der Person zu tun, sondern nur mit dem weissen Kittel, dem Bohrer, der Spritze und den Schmerzen, die dir wiederfahren sind... Wird dir demnächst ein anderer Zahnarzt über den Weg laufen, wirst du dich dann 'instinktiv' vor ihm in Acht nehme, du hast ja gelernt, dass solche Personen, dir weh tun können...

Für Scooby ist das das Gleiche... vielleicht ist Anuschla blond mit langen Haaren und noch ein paar anderen Merkmalen, die die RIchterin auch hatte... Scooby hat als Welpe gelernt, dass solche Personen weh tun und wird sein Verhalten dem anpassen... er wird Menschen, die Anouschka ähnlich sehen eben anknurren... Angriff ist für ihn die beste Verteidigung... Er erinnert sich nicht an Anouschka als Person, sondern an eine bestimmte Situation in der Anouschka dabei war, sie war für ihn der Auslöser für den Schmerz, sowie der Mann im weissen Kittel der Auslöser für deinen schmerzhafte Zahnbehandlung war und er hat daraus gelernt, dass es weh tun kann...

Diesem Verhalten kannst du entgegenwirken... er muss lernen, dass Anuschka eine nette Person ist, die immer Leckereien dabei hat usw... nur darf man ihn nicht zwingen, denn sonst geht der Schuss nach hinten los... Man kann ein erlentes Verhalten durch ein anderes Ersetzen... Wenn er eines Tages kapiert, dass Personen, die wie Anouschka aussehen viele Leckerlis in der Tasche haben, dass wird er sich freuen wenn eine ähnliche Person ankommt... nicht weil er die Person besonders mag, sondern weil er gelernt hat: Aha, da ist die Person, nun bekomme ich ein Leckerchen...

Das hat meiner Ansicht nach, nichts mit Erinnerung im Menschlichen Sinne zu tun, wie : Habe ich die Tür richtig abgeschlossen oder war der Himmel blau...

Was Verhaltensketten angeht, dann sind sie meistens (auch vom Hund selber) aufgebaut... er hat z.B. gelernt, dass man durch Bellen ein Leckerli bekommt, dannplötzlich reicht das Bellen nicht mehr und man versucht was anderes, z.B. Pfötchen geben was dann irgendwie belohnt wird und dann baut sich so eine Verhaltenskette von selbst auf...

Eine Belohnung bedeutet nicht immer Leckerli... es kann ein Wort sein (auch Schimpfe), eine Geste, ein Blick, ein Geruch, egal was für den Hund in diesem Moment wichtig ist...

Solche Sachen kannst du bei Pryor, Donaldson und Skinner nachlesen... darauf besiert das ganze Clickerdings...

LG
Anja O`Glendence
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BeitragVerfasst am: 22.2.2004, 00:44    Titel:    

Hallo Lo,

wenn Anuschka nun zu uns kommt, hat sie immer was für ihn dabei - aber noch wird sie jedesmal angeknurrt, wenn sie kommt, wenn sie sich hinsetzt, wenn sie wieder aufstehen und gehen will. Aber wir üben weiter Smilie))

Zum Clickern, dort sind es ja bestimmte Dinge, die mit Clickern "belohnt" werden. Z.B. über Rampe gelaufen, click - daraus folgt für den Hund klasse, denn nach Click gibts was gutes und Hund weiss, ich habe was GUtes gemacht.

Was ich mit den Ketten meinte, waren aber bestimmte Abläufe oder Handlungen, bei denen erst nach einer ganzen Kette von Ereignissen, das Wunschergebnis steht.
Also bei uns Wort Bürsten - Tisch stellen, bürsten lassen - Kühlschrank Belohnung fürs Bürsten - Garderobenschrank wegen der Leine - Hinsetzen und Warten bis Jacke und Schuhe (also für mich Lachen an sind - zurück in die Küche Schlüssel holen - und... je nachdem ob Marc zuhause ist, wieder zurück an die Treppe und Tschüß rufen.
Dieser Vorgang läuft von alleine ab, d.h. mein Scooby läuft vor mir die Stationen ab zu denen ich gehe, Küche, Schrank, etc. - ich sage lediglich das Wort Bürsten.

Wenn ich ihn zum Trimmen auf dem Tisch habe, gehts zwar auch danach an den Kühlschrank, ABER er läuft dann nicht, wie beim Spazierengehen, an den Schrank. Fordert einen auch nicht zum Spazierengehen auf, so wie er es macht, wenn wir uns der Uhrzeit nähern, an der wir eigentlich laufen.

Diese Verhaltensketten sind mir eben öfter, nicht nur an diesem Beispiel aufgefallen.
Und das finde ich beachtlich.

Viele Grüße
Anja

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Jimmy

BeitragVerfasst am: 23.2.2004, 09:07    Titel:    

Liebe Anja

solche Verhaltensketten kenne ich auch. ich kann mir auch nicht vorstellen, liebe Lo das das einmalige finden von einem Brötchen erlerntes Verhalten sein soll.. Denn Jimmy schaut heute noch in das Gebüsch.. Er hat das nicht vergessen und so gibt es viele Gelegenheiten, die mir sagen, ein Hund vergisst nicht innerhalb von 5 Sek.
Oiva
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BeitragVerfasst am: 1.5.2004, 13:50    Titel:    

Hallo,

ich würde eher einen Besen fressen als zu glauben, das sich Hunde nur etwa 5 Sek. an etwas erinnern können !!!
Henry weiß 100% wo er seinen Kauknochen oder sein Spielzeug liegen gelassen hat, auch wenn es Tage her ist das er es dort abgelegt hat !!!
Wenn er seinen Spielring z.B. in einem Zimmer liegen ließ, dessen Tür jetzt verschlossen ist, dann holt er mich und will das ich die Tür öffne ! Er rennt dann absolut zielgerichtet hinein und holt den Ring !! Er wusste ganz genau was er wollte !!!!!!!!!!
Ich könnte da viele, viele Beispiele nennen !!
Er vergisst nichts !!
Menschen sollten sich nicht immer anmaßen in das Gehirn eines Tieres, in diesem Fall eines Hundes, hineinblicken zu können und aus rein menschlicher Betrachtung heraus zu unhaltbaren Ergebnissen zu kommen !! Wer von uns war eigentlich schon mal ein Hund ???
Hunde und generell Tiere sind meiner Meinung nach weder rein instinktgesteuert noch sind sie ein Vakuum ohne Erinnerungen !!

Liebe Grüße

Melanie
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Ollie

BeitragVerfasst am: 1.5.2004, 22:29    Titel:    

Hallo Melanie,

es ist ja nicht so, dass Hunde keine Gedächtnis haben, aber sie lernen durch verknüpfen. Vielleicht trägt dieser Artikel zum besseren Verständnis bei:

Wie lernt der Hund?
Hunde lernen durch Versuch und Irrtum (Erfolg/Mißerfolg), sie kennen kein richtig oder falsch, nur "das lohnt sich" und "das lohnt sich nicht" oder auch "das war gut für mich" und "das war schlecht" - wobei der Hund da sicher ganz andere Ansichten hat als wir!
Sich lohnendes Verhalten wird wiederholt, nicht lohnendes erlischt irgendwann (wir arbeiten ja auch nur für Geld, extrem viel Spaß oder um unsere Grundbedürfnisse zu befriedigen, nicht weil wir unseren Chef einfach nur glücklich sehen wollen). Die Grundbedürfnisse beim Hund sind: Fressen, Schlafen, Fortpflanzung, Spielen, Sozialkontakte und Schnüffeln.

Hunde tun immer nur das, was funktioniert. Ihr Verhalten wird durch ihre Konsequenzen bestimmt. Diese Konsequenzen können sein:

etwas Gutes beginnt (positive Bestärkung)
etwas Schlechtes beginnt (positive Bestrafung)
etwas Gutes hört auf (negative Bestrafung)
etwas Schlechtes hört auf (negative Bestärkung)

Hunde lernen durch Verknüpfen.
Verknüpft wird innerhalb ca. 1 Sekunde und beim Verknüpfen wird die komplette Umwelt mit einbezogen, d.h. daß der Hund in eine Lerninformation alle nur möglichen Umfeldeindrücke mit einbindet. Er bezieht also Ort, Tageszeit, Bodenbeschaffenheit, Geräuschkulisse, Stimmung und Tonfall des Hundeführers, Witterung, Durst- und Hungergrad usw, je nach Wichtigkeit für ihn selbst, in die Lernsituation mit ein (das bezieht sich sowohl auf das Erlernen von Hörzeichen, wie auch auf einfache Erlebnisse positiver oder negativer Art). Hunde generalisieren erst nach etlichen Wiederholungen in verschiedenen Umweltsituationen, denn nur so lernt der Hund, diese Nebenelemente zur Nebensächlichkeit zu machen, und das eigentliche Lernziel wird herausgefiltert.
Hunde lernen durch Konditionierung.
Die klassische Konditionierung (Pawlow) bedeutet, daß ein vorher unbedeutendes Signal durch einen Bestärker die gleiche Reaktion hervorruft, wie der Bestärker allein. Bei Pawlow war es die Glocke, die für den Hund zum konditionierten Bestärker wurde, weil sie Futter ankündigte.
Die operante Konditionierung (Skinner) bedeutet, daß der Hund den Umweg zum gewünschten Ziel herausfindet. Bei Skinner war es z.B. die Taube, die durch Klopfen an einer Scheibe an das Futter kam.
Diese beiden Konditionierungen liegen in der Ausbildung des Hundes nah beieinander!
Hunde lernen durch Nachahmung
bei Welpen und Junghunden ist diese Lernform sehr ausgeprägt, aber auch beim erwachsenen Hund ist sie immer wieder zu beobachten.
Reagiert die Hundemutter z.B. empfindlich auf Geräusche, wird ihr schreckhaftes Verhalten binnen kurzer Zeit von den Welpen übernommen. Die Kleinen wissen zwar nicht warum, aber wenn "Mami" es tut, dann wird es schon einen Sinn haben.
Hunde lernen durch Gewöhnung
wenn ein laufend wiederholter Reiz weder positive noch negative Auswirkungen hat, wird er irgendwann nicht mehr beachtet.

Schön und gut, aber Was bedeutet das für die Praxis?
Für den Hund ist das Leben ein ewiges "wenn du dies tust, passiert das, wenn du das tust, passiert jenes". Er versucht ständig zu bewirken, daß gute Dinge beginnen und schlechte Dinge aufhören oder aber zu vermeiden, daß gute Dinge aufhören und schlechte beginnen.
Hat er Erfolg, wird er dieses Verhalten häufiger zeigen. Hunde lernen (wie der Mensch) die Wahrscheinlichkeit zu erkennen, wann die ein oder andere Konsequenz auftritt.
Ein Beispiel für uns Menschen: wir werfen Geld in einen Cola-automaten und bekommen eine Cola. Werfen wir Geld in Mülltonnen, bekommen wir dafür nichts. Wenn wir Geld in einen Spielautomaten werfen, bekommen wir meist nichts, aber manchmal etwas richtig tolles. Aus diesem Grund werfen wir Geld in Cola-automaten, kein Geld in Mülltonnen und sind manchmal regelrecht süchtig danach, Spielautomaten mit Geld zu füttern!

Genauso wie der Mensch, wird der Hund nicht mit dem Wissen geboren, was sich lohnt und was nicht. Er muß Erfahrungen machen, auch mit Hilfe anderer Hunde oder eben uns Menschen.
Hier kommen besonders die Punkte Nachahmung und Gewöhnung ins Spiel. Hunde gucken sich nicht immer nur die erwünschten Verhaltensweisen bei anderen ab. Wir müssen versuchen, zu beeinflussen, was er sich bei wem abgucken kann.
Lebt unser Hund nur mit uns Menschen in einem Rudel, dann sind wir sein Vorbild. Wir beeinflussen also sein Verhalten schon durch unsere Anwesenheit. Wenn wir z.B. Angst vor einem bestimmten Typ Mensch haben, dann ist es kein Wunder, wenn unser Hund diese Angst auch bald zeigt. Ebenso verhält es sich mit der Gewitterangst. Die Nachahmung sorgt dafür, daß unser Hund nervös dabei wird, weil wir es auch sind. Die Stimmung überträgt sich, ob wir es wollen oder nicht.
Tobt aber draussen ein Gewitter und wir gehen ganz normal unserem Tagesablauf nach und beachten es gar nicht, dann macht der Hund weder positive noch negative Erfahrungen damit. Er gewöhnt sich daran.

Die klassische Kondtionierung (der Hund assoziiert mit bestimmten Signalen) im Alltag ist z.B die Türklingel. Das Klingeln allein hat für den Hund keine Bedeutung. Da aber meist darauf Besuch kommt, reicht ihm irgendwann die Klingel, um mit freudigem oder grimmigem Bellen zu reagieren.
Die operante Konditionierung können wir nutzen. Wir manipulieren die Konsequenzen, um so das Verhalten unseres Hundes kontrollieren zu können.
Bei der "Sitz"-Übung machen wir z.B. das Leckerli zur Konsequenz für den Hund.Wir locken ihn mit diesem in die Sitz-Position ohne ein Hörzeichen zu geben. Sobald der Hund sitzt, bekommt er sein Leckerli. Er lernt also, daß sich setzen ein Leckerli bedeutet und wird dieses Verhalten immer häufiger zeigen. Erst, wenn wir wetten würden, daß unser Hund sich setzt, fügen wir kurz vor dem Verhalten ein Hörzeichen ein. Dieses wird dann im Laufe der Zeit vom dem Hund mit seinem Verhalten verknüpft.

Bei der Verknüpfung müssen wir aber berücksichtigen, daß der Hund die komplette Umweltsituation mit einbezieht. Lernt er z.B. das Sitzen erst im Wohnzimmer, dann lernt er gleichzeitig, daß links ein Tisch steht, rechts ein Sofa und daß der Fernseher läuft. Draussen findet er diese Dinge nicht vor. Wir beginnen deshalb mit jeder neuen Übung am besten in möglichst reizarmer Umgebung. So verringern wir die Gefahr, daß der Hund zuviel unerwünschtes Umfeld mit in unsere Lernsituation einbezieht. Bei jeder neuen Umweltsituation müssen wir evtl. manchmal erst wieder einen Schritt zurück machen, denn für den Hund ist das Bild ja jetzt ein komplett anderes. Er muß erst neu ausprobieren, was wir von ihm wollen.
Erst so lernt der Hund, daß "Sitz" bedeutet: einfach hinsetzen und nicht: sitzen neben einem Tisch, Sofa und bei laufendem Fernseher...
Also, bitte nicht gleich zuviel erwarten. Denn dann setzen wir unseren Hund nur unter Zwang und Zwang bedeutet Stress. Unter Stress ist Lernen nicht möglich, das ist bei uns nicht anders.

Stellt Euch mal vor, Ihr seid auf einem Fest und werdet zum Tanzen aufgefordert. Die Musik läuft, und Ihr seid verunsichert. Aber Euer Tanzpartner flüstert Euch mitfühlend zu "Das ist ein Foxtrott". Was sagt Euch das? Nichts! Ihr werdet also noch nervöser, und Euer Tanzpartner versucht Euch im Rythmus irgendwie über die Tanzfläche zu schieben. Ihr werdet nur noch nervöser, und der Tanzpartner zischt Euch auch noch zu: "Das ist ein Foxtrott, Du Trottel!". Haben wir es jetzt deshalb gelernt? NEIN, denn wir hatten ja keine Chance, den Tanz stressfrei zu lernen. Die einzige Konsequenz, die wir für uns da raus ziehen ist: wenn uns das nächste Mal jemand zum Foxtrott auffordert, sehen wir zu, daß wir Land gewinnen Traurig
Und genau das machen wir oft auch mit unseren Hunden. Ein Beispiel:
wir möchten unserem Hund das "Platz" beibringen.Wir geben also das Hörzeichen und ziehen unserem Hund gleichzeitig die Vorderbeine weg. Der Hund liegt und wird gelobt. Was hat der Hund nun gelernt? "Wenn das Hörzeichen Platz ertönt, dann reißt mir einer an den Gliedmaßen" Na, ob er sich in Zukunft wohl gerne hinlegt???
Unter diesem Aspekt komme ich auch nochmal zurück auf die 4 Konsequenzen:

Die Kombination positive Bestärkung (etwas Gutes beginnt) und negative Bestrafung (etwas Gutes hört auf)erhöhen die Motivation des Hundes ungemein und fördern sein Vertrauen in uns.
Die Kombination positive Bestrafung (etwas Schlechtes beginnt) und negative Bestärkung (etwas Schlechtes hört auf)funktioniert natürlich auch. Aber sie säht Mißtrauen, denn entweder wir strafen den Hund für etwas, was er ja noch gar nicht kann, oder aber wir müssen ihm erstmal etwas Schlechtes zufügen, damit dieses auch wieder aufhören kann. Da wäre zum Beispiel der Ruck nach oben am Halsband, wenn der Hund sich setzen soll. Das fördert nicht gerade sein Vertrauen in uns, und wir setzen den Hund unnötig unter Stress.
BESSER ist es also, wenn wir den Hund locken und ihn selbst versuchen lassen, was zum Ziel führt. Dieses richtige Verhalten können wir dann bestärken. Falsches Verhalten wird weitestgehend ignoriert. So erfährt unser Hund weder Druck noch negative Erfahrungen.
Daß wir bei allen Signalen klare kurze Hörzeichen nutzen und keine ganzen Sätze versteht sich hoffentlich von selbst.
Hunde orientieren sich schließlich nur am Ton einzelner Worte, sie verstehen unsere Sprache nicht!

So, das war ja nun alles auf positiver Bestärkung und Motivation aufgebaut...
Aber
Wie sieht es aus mit Strafe?

Wenn wir überhaupt strafen müssen, dann

SOFORT

direkt, also z.B. durch den Schnauzengriff (NICHT DAS NACKENSCHÜTTELN, DAS GIBT ES IM NATÜRLICHEN VERHALTEN NICHT UNTER STRAFE!!!)

indirekt, also z.B. durch Disc-Scheiben oder Wasserpistolen, Hauptsache, wir werden nicht mit der Strafe in Verbindung gebracht, sondern nur der Gegenstand/die Tat selber

Wir sollten berücksichtigen, daß Strafe oft gar nicht wirkt, weil
wir entweder zu spät strafen
die Tat an sich schon selbstbestätigend ist
die Hunde die Strafe anders verknüpfen, als wir hoffen

Beispiele:
Mein Hund leert den Mülleimer, während ich aus dem Haus bin. Ich komme heim, erwische ihn auf frischer Tat und strafe ihn. Welche Konsequenz zieht nun der Hund?
Wenn ich am Mülleimer bin und Frauchen kommt heim, dann gibt es Ärger. Aber der Inhalt des Eimers war verdammt lecker, also passe ich beim nächsten Mal einfach besser auf!
Und? Hat das mein Problem gelöst? Traurig

Mein Hund (noch nicht stubenrein) macht vor meinen Augen auf den Teppich, ich strafe ihn. Mein Hund macht im Nebenzimmer auf den Teppich, ich kann ihn nicht mehr strafen, weil es zu spät ist. Mein Hund macht draussen, und ich lobe ihn halbherzig oder sogar gar nicht (weil es für mich ja eine Selbstverständlichkeit ist).
Konsequenz für den Hund: drinnen in Frauchens Anwesenheit lösen macht AUA. Drinnen im Nebenzimmer lösen erleichtert mich. Draussen lösen erleichtert mich.
Wenn Draussen lösen die selbe Konsequenz hat wie im Nebenzimmer lösen, warum dann erst rausgehen???

Mein Hund jagt Katzen. Ich gedenke abzuwarten, bis er sie auf die Schafweide jagd und dabei in den Elektrozaun rennt - dann macht er das nie wieder. Es kommt, wie es kommen mußte, der Hund rennt in den Elektrozaun der Schafweide.
Wirkung auf den Hund? Er macht einen Bogen um Elektrozäune, hat Angst vor Schafen und der Hass auf Katzen ist doppelt so groß!!!
(diese Geschichte hat Martin Pietralla erzählt und ich finde sie einfach klasse)

Aber was sollten wir dann tun, wenn Strafe nur selten wirkt?

Am besten ist es einfach, unerwünschtes Verhalten zu ignorieren, solange es nicht gefährlich oder selbstbestätigend ist.Wir wissen ja bereits, daß Verhalten, welches nicht zum gewünschten Erfolg führt, irgendwann erlischt.
Wichtig ist hierbei aber, daß wir dann mit dem Ignorieren absolut konsequent sind. Sonst entwickeln wir uns dabei eher zum Spielautomaten und das Verhalten verstärkt sich.

Auch sollten wir dem Hund aber nicht immer nur vermitteln, was er nicht tun soll. Es ginge also viel schneller und problemloser, wenn wir ihm zeigen würden, was wir STATTDESSEN gerne von ihm hätten.
Beispiel:
wir ignorieren sein Anspringen zur Begrüßung. Irgendwann gibt unser Racker auf und setzt sich hin oder bringt ein Spielzeug o.ä.
Und genau dann sollten wir ihm die gewünschte Aufmerksamkeit schenken. So bringen wir ihm gleich ein Alternativ-Verhalten für das Anspringen bei.

Wenn wir nun aber doch mal strafen müssen, dann sollten wir immer versuchen, es mit dem sog. "Lieben-Gott-Effekt" zu tun, d.h. die Strafe fällt plötzlich vom Himmel und wir sind quasi genauso überrascht wie der Hund Smilie
Sie zerstören wir nicht sein Vertrauen in uns, sondern entwickeln in ihm lediglich ein Meideverhalten eben diesem Gegenstand/dieser Tat gegenüber.

So, das war es zu diesem Kapitel. Wenn ihr also in Zukunft statt immer gleich zu sagen "Er kann das, er will nur nicht heute" zuerst überlegt, ob der Fehler nicht vieleicht viel eher bei Euch liegen könnte, dann habe ich schon etwas mit diesen Zeilen erreicht ! Smilie
Quelle

<Hier> gibt es auch noch einen interessanten Beitrag zu dem Thema
Angelika vonderlerche
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Dream of Abigale von der Lerche
Little Lady Bonny vom Wildgarten
Lady Michell vom Wildgarten +24,05,2008
Dressed for Glendence von der Lerche

BeitragVerfasst am: 2.5.2004, 09:09    Titel:    

Hallo Ilse ja der Bericht ist echt gut,die Beispiele einfach super.
So ist es ja meistens im Wahren Leben.
LG Angelika

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Hunde haben alle guten Eigenschaften
der Menschen,
ohne gleichzeitig
ihre Fehler zu besitzen!
Sonja81
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BeitragVerfasst am: 3.5.2004, 08:44    Titel:    

Also, ich will hier jetzt nicht voll die wissenschaftliche Diskussion führen, aber ich studiere Lehramt und dabei eben auch Psychologie.
Und der Artikel von Ilse trifft voll ins Schwarze.
Das Gedächtnis, also Erinnerungsvermögen ist eben nichts anders als Lernen.
Im Gehirn werden wichtige Dinge gespeichert, diese Speicherung folgt bestimmten Regeln. Beim Hund ist es eben vorallem das Klassische Konditionieren (Pawlow Hund) und das operante Konditionieren (Skinnerbox).
Die positive Verstärkung, ich tue etwas, und das bringt mir einen positiven Erfolg. Die negative Verstärkung, ich tue etwas, und wenn ich das tue, dann hört etwas negatives auf.
Diese Regeln werden meist in der Hundeerziehung genutzt, wobei meist der theoretische Hintergrund nicht bekannt ist.
Vor allem das ich tue etwas und erhalte sofort nach der Ausübung oder schon dabei ein Leckerchen (postive Verstärkung), wird ja meist in motivationsarbeitenden Hundeschulen erklärt und angewandt.
Dabei gibt es auch noch Untersuchungen, wann der positive Effekt einsetzen muss, um am effektivsten zu arbeiten. Aber das würde glaub ich hier zu weit gehen.
Also der Hund wird sich sehr wohl an wichtige Dinge erinnern, wenn er sie aufgrund der Theorien eben gelernt hat.
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