_Welpenkauf



 
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Marianne
Gast









BeitragVerfasst am: 13.2.2004, 12:45    Titel: _Welpenkauf    

Hallo Anja, ich habe mal wieder einen interessanten Artikel über Welpenkäufer und -verkäufer gefunden. Ich würd den mal hier reinschreiben. Ers ist aber ziemlich lang. Wenn Du magst kannst Du ihn ja kürzen oder ganz rauswerfen, ich nehms nicht übel. Ich fand ihn halt interessant.

Welpenkauf ist Vertrauenssache (Gabriele Schneider)
Verhaltensforscher sagen, dass das Wesen eines Hundes zum Großteil, zu 60 % nämlich, von Umfeld und Erziehung abhäng. Die restlichen 40 % teilen sich die Hundeeltern und der Züchter. Das ist eine ganze Menge, immerhin beinahe die Hälfte. Wer also ein "Musterkind" haben will, sollte den Züchter fast ebenso sorgfältig wählen wie den Partner, von dem er Kinder haben möchte.

Keine Frage: Der liebste und beste Hund kann auch aus dem Tierheim, aus dem Saustall oder aus der Mülltonne stammen. Und wiederum keine Frage: Auch im Bilderbuch-Welpen vom Superzüchter können mehrere Faktoren so zusammentreffen, dass später der GA(B)U, der größte anzunehmende Beißunfall, passiert. Das ist wie mit einem Gebraucht- und einem Neuwagen. Nun wollen wir Hunde um Himmels willen nicht mit Autos vergleichen. Doch auch wenn dieser Vergleich hinkt - er führt in die richtige Richtung. Beim Gebrauchten weiss man nie, wer vorher wie gepflegt und geräubert hat. Beim Neuwagen ist klar, woher die Schrammen stammen. Aber: Ist das Fahrzeug schon beim Hersteller fehlmontiert, dann hat man das berühmte Montagsauto.
Beim Hund sind nicht nur die Erzeuger, sprich Rüde und Hündin, zu geschätzten 29 % am Wesen beteiligt, sondern mit weiteren geschätzten 20 % auch der Züchter, der "den Motor eingefahren" hat, und zwar in einer Zeit, in der sich das Hindehirn mit rasender Geschwindigkeit füllt.

Die Prägephase "programmiert"
Die Prägephase beginnt etwa mit dem 21. Tag, also der dritten Lebenswoche, wenn das Hündchen Augen und Ohren geöffnet hat, und ist mit der 9. Lebenswoche zu 80 % und mit der 16. Lebenswoche vollständig abgeschlossen. Alles was bis dahin im Köpfchen fest verankert ist, ist für immer programmiert. Das kleine Hirn speichert die Geschehnisse im Schweinsgalapp. Der Züchter ist also gefordert. Er sollte nicht nur .... sondern er MUSS ... einen Großteil der sozialen Komponente, die der Hund für ein Leben unter uns braucht, ins Hundehirn hineinschaufeln. Und so wie man beim Autokauf auf den Verkäufer des Vertrauens achtet, um so viel mehr sollte man seinen Züchter unter die Lupe nehmen.
Den ungepflegten Landwirt, der Muttertier und Welpen im dunklen Stall verkommen lässt; den Trachten-Stenz, dessen Porsche von zehn und mehr gängigen Hunderassen finanziert wird; den völlig überarbeiteten Tierarzt, der seine Schulden für Haus und Praxis schneller tilgen möchte, indem er ein paar geflieste Hundezwinger für drei bis vier gefragten Rassen dazubauen ließ usw.

Die Qual der Züchterwahl
Sie alle gibt es wirklich, und Ähnlichkeiten mit lebenen Personen sind nicht zufällig! Sie alle produzieren Welpen, die einen denkbar schlechten Start ins Leben haben. Vom miserablen Dasein des Muttertiers ganz zu schweigen - nicht zu schweigen aber davon, dass der Welpe Stresshormone, die die Hundemama während der Schwangerschaft ausschüttet, bereits zu einem nicht zu unterschätzenden Maß abkriegt und später in Verhaltensstörungen zeigt.
Der ideale Züchter, egal ob männlichen oder weiblichen Geschlechts, ist zunächst einer, der viel fragt, der neugierig ist, wo sein Schützling hinkommt, bei wem er leben wird ... und der umgekehrt viele Fragen des Welpenkäufers geduldig beantwortet; einer, der das Muttertier in der Familie hält und über den Vater der Welpen Auskunft geben und evtl. den Kontakt zu dessen Besitzern vermitteln kann (bei guten Hobby-Züchtern ist selten auch der Hundevater zu Hause); einer, der beide Hundeeltern sorgfältig ausgesucht und auf Gesundheit, Erbdefekte und Wesen (nicht auf Schönheit) hin kontrollieren ließ (und diese Zeugnisse vorweisen kann); einer, der darauf achtet, dass im Stzammbaum kaum verwandte Tiere eingekreuzt sind; einer, der nicht zu jeder Jahreszeit KWelpen "auf Lager" hat; einer, der seine Rasse oder seine Rassen (höchstens zwei bis drei) kennt und sein Wissen gern an die Welpen-Käufer weitergigb t; einer, der gute Vorarbeit leistet, auf der der Welpen-Käufer dann aufbauen kann.
Es gibt also viel zu tun vom 21. Lebenstag an. Ab diesem Zeitpunkt muss der Züchter darauf achten, was die Welpen von ihrer Mutter lernen (Hundemamas, die Gäste und Passanten kläffend anmelden, geben ihren Kleinen schon ein Beispiel). Ebenso brauchen die Welpen Kontakt mit allem, was ihnen das Leben in unserer Menschenwelt abverlangt. Sie müssen ganz besonders viel Kontakt zur Mitwelt haben: zu Kindern verschiedener Altersklassen, zu jungen und altgten Menschen, zu Tierärzten, zu Möbelträgern (die etwas Großes tragen), zu Gehbehinderten, zu Andersfarbigen, zu anderen Haustieren, zu anderen Hunden. Alles, was sie in ihrer Prägephase sehen, wird ihnen später vertraut sein. Sie werden es kennen und nicht fürchten.

Es gibt viel zu lernen!
Welpen sollten mit verschiedenen Böden vertraut gemacht werden (Teppiche, Fliesen, Pflaster, Gitter, Holz, Gras).
Sie sollten viele verschiedene Geräusche und gehört und viele verschiedene Verkehrsmnittel (Autos, Fahrräder, Roller-Blader usw.) gesehen haben. Der Züchter, der dies alles seinen Welpen einprägt, hat sie also mehrmals ins Auto gesetzt und ist mit ihnen an Orte gefahren, wo sie solche Eindrücke bekamen. (WICHTIG! Die Welpen NICHT an der Leine durchs Gewühle zerren, sondern sie von einem sicheren, vertrauten Platz aus das Geschehen ringsum beobachten lassen, z.B. aus einem Kennel, einer Tasche, einem Körbchen, vom Schoß aus, auf einer Parkbank sitzend).
Ein guter Züchter opfert also viel Zeit für seinen Wurd (und wird dies möglicherweise auch bezahlen lassen), lebt ganz eng mit und bei seinen Kleinen, kennt seine Schlapperheimer und gibt gerne Auskunft darüber, welcher der frechste und welcher der schüchternste ist, welcher die genetischen Anlagen zum Alpha, zum Behindertenführhund oder zum Familienhund mitbringt.
Allerdings: Zum Alpha und zum Omega gehören immer mehrere, und ein schüchterner Welpe muss nicht immer der Loser fürs Leben sein, denn auch unter Hunden gibt es Spätentwickler; für den Großteil des Hundewesens ist schließlich, wenn Geist und Körper des Tieres gesund sind, der Hundeführer zuständig.

So, das wars, ich glaube, das sind nicht nur wichtige Hinweise für den Züchter, sondern auch für Welpenkäufer: Einmal bei der Wahl "ihres" Züchters (und da kann ich aus eigener Erfahrung immer wieder nur sagen, lieber ein wenig auf den Welpen warten, aber immer genau die Augen aufmachen) und dann auch später, wie sie Welpen weiter sozialisieren sollten.
MfG Marianne
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Anja O`Glendence
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BeitragVerfasst am: 13.2.2004, 13:28    Titel: Re: _Welpenkauf    

Marianne hat folgendes geschrieben:

Ein guter Züchter opfert also viel Zeit für seinen Wurd (und wird dies möglicherweise auch bezahlen lassen), lebt ganz eng mit und bei seinen Kleinen, kennt seine Schlapperheimer und gibt gerne Auskunft darüber, welcher der frechste und welcher der schüchternste ist,
MfG Marianne


Hallo Marianne,

ist ja ein schöner sachlicher Artikel, mit den Punkten, die in Foren oder Groups immer wieder zur Sprache kommen (ob das mit den Prozentzahlen nun so auf den Punkt stimmt sei dahingestellt).
O.G. Zitat aus dem Text stimmt zu 100 %- doch leider haben dafür ja die wenigsten Käufer Verständnis.
Starte mal eine Umfrage bei unserern Züchtern hier auf der Liste, wieviel dumme Anrufe sie bekommen, von Leuten die beim Preis der Welpen geradezu pampig werden und sich mitd en Worten verabschieden "den gibts woanders aber billiger".

Hier liegt doch der Hase begraben, die WENIGSTEN machen sich wirklich Gedanken, wieviel Mühe und Arbeit ein Züchter, der seine Welpen optimal aufs Leben vorbereiten will in einen Wurf steckt.
Wieviel Investitoon in einen guten "Zwinger" gehört, von der Erlangung der Sachkenntnis durch Literatur, Gespräche, eine welpengrechtes Umfeld, Futter, ach und soviele Dinge mehr (ich glaube in einem anderen Themenbereich hatten wir das schonmal aufgestellt wie sich das summiert).
Aber schade, dass vielen zukünftigen Welpenkäufern dies alles nichts bedeutet, sondern sie den möglichst supertollen Champion für möglichst wenig Geld haben möchten.
DOCH das geht nunmal nicht.
Ich kann nur für unseren Verband sprechen und dort sind die Auflagen hoch gesteckt und es gibt wirklich viele die mit Herz und Verstand bei der Sache sind.
Den Aufwand, den eine verantwortungsvoller Züchter hat, sehen aber glaube ich die wenigsten.

Sie fahren zu Herr oder Frau X, der gerade mal einen Wurf von Nachbars Bello hat und "ach sind die Welpen süß" - klar alle Welpen sind erstmal süß.
Ich glaube kaum, dass es viele gibt, die sich fragen, wie wurde die Hündin während der Trächtigkeit ernährt, wie prägt der Züchter die Welpen, usw.
Die erste Frage wird sein, was kosten die? Stimmt der Preis wird der Hund "eingepackt" und mitgenommen, und das Dilemma geht weiter, weil natürlich Herrli und Frauli ebenfalls null Ahnung von der Erziehung haben.
DAS IST SCHADE und vor allem, dass sind hinterher die, die am lautesten schimpfen.

Ein verantwortungsvoller Züchter wird nicht nur dafür sorgen, dass er die Welpen bestmöglichst geprägt und aufgezogen an seine neue Familie übergibt, er wird auch versuchen, seine Babys dorthin zu geben, wo er merkt, dass sich Gedanken um das Tier gemacht wird.

So hart sich das nun anhört und so leid es mir auch für die vielen Tiere tit, die bei Händlern, Vermehren und was weiss ich was sitzen, WER DA KAUFT IST SELBER SCHULD. Und begeht in den meisten Fällen eine Milchmädchenrechnung, denn was er beim Kauf spart, trägt er vielleicht später zum Tierarzt, Hundeschule, usw.

Eine Reihe von uns hier, und aus den Groups hatten zu Weihnachten einen Banner erstellt, der vom "HUndegeschenk" zu Weihnachten abhalten sollte und vor dubiosen Pet-Shops warnen sollte (unlängst eine gesehen, da kann man auf der HP seinen Hund in den Wárenkorb legen und er hat sogar einen Lieferservice) und dennoch ist unser Tierheim hier nach Weihnachten voller denn je (und das wird ja nicht nur hier so sein).

Es gibt Leute, die wollen nicht lernen und noch viel mehr, denen ist es schlichtweg EGAL.
Aber auch den Satz mit dem "(...) genauso sorgfältig auswählen, wie einen Partner von dem man Kinder haben möchte (...)" fand ich treffend, denn selbst das bekommen ja viele nicht hin, über das Leid, welches da den Kindern teilweise widerfährt darf man ja gar nicht nachdenken.

Ich denke, jeder Züchter, der sein Hobby aus Leidenschaft begeht, ist hocherfreut über Käufer, die vor Enthusiasmus die Funken sprühen lassen.

Aber, dass das immer der Fall sein wird, wird ein Wunschgedanke bleiben.

Viele Grüße
Anja

_________________
Netiquette

"Wie sollte man sich von der endlosen Verstellung, Falschheit und Heimtücke des Menschen erholen, wenn die Hunde nicht wären, in deren ehrliches Gesicht man ohne Misstrauen schauen kann"
"Tief im Winter lernte ich endlich, dass in mir ein unbesiegbarer Sommer lag" (Camus)

Marianne
Gast









BeitragVerfasst am: 13.2.2004, 15:33    Titel:    

Hallo Anja, ich kann Deinen Ausführung nur zustimmen. Wir waren ja bei unserer 1. Hündin auch völlig blauäugig und sind voll reingetapst, allerdings nicht, weil wir "sparen" wollten, sondern weil wir richtiggehend blöd waren. Aber das ist uns wie gesagt nur einmal passiert. Bei Dara haben wir dann ganz sehr aufgepaßt. Inzwischen hatte ich ja auch etwas über den VDH und den UCI erfahren (die 1. war vom UCI). Selbst wenn ich davon ausgehen, dass es auch beim VDH schwarze Schafe gibt, gibt es beim UCI wahrscheinlich fast nur schwarze Schafe, denn nur wer beim VDH keine Zuchtzulassung bekommt geht zum UCI.
Und wir haben dann _sehr_ viel Geld zum Tierarzt geschafft, ich bereue es nicht, weil ich meiner kleinen Maus ein einigermaßen glückliches Leben bereiten konnte, aber ich habe letztendlich einem Vermehrer geholfen, seine kaputten Welpen loszuwerden und das kann es wohl nicht sein.
Als wir dann unseren 2. Westie-Welpen suchten, stießen wir auch wieder auf so eine UCI-Züchterin. Die Welpen hatten ein sehr schönes Fell, ganz dicht und harsch und die kleine Maus, die für uns gedacht war, kuschelte sich auch ganz doll an mich. Aber erst einmal rochen die Hunde alle nach Ziegenstall und sollten doch eigentlich im Haus aufgezogen sein und dann hatte die Züchterin 3 verschiedene Rassen, das gefiel mir gar nicht und eine Anzahlung sollte ich auch noch leisten. Dann habe ich mir den Welpen von unten angesehen und da hatte er lauter rote Flecken. Auf meine Frage was das ist meinte die "Züchterin": Flohstiche Böse Frage Frage
Es fiel mir schwer, die kleine Maus abzulehnen und vielleicht wäre es auch ein gesunder Welpe gewesen, aber ein zweites Mal wollte ich keine Vermehrerin unterstützen.
Und Euch Züchtern, die Ihr mit so viel Sorgfalt Eure Zucht aufbaut kann ich nur sagen, seid doch nicht traurig, wenn Eure Hunde "zu teuer" sind, das können auch keine guten Käufer sein. Wer einen billigen Hund erwerben will, wirft ihn auch beizeiten wieder weg bzw. bringt ihn ins Tierheim.
MfG Marianne
Christiane
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BeitragVerfasst am: 14.2.2004, 14:49    Titel: VDH, UCI, usw...    

Hallo,

ich glaube, dass die größte Gefahr für den Hund der unwissende oder verantwortungslose Mensch ist.
Ich bin sicher, dass ganz egal zu welchem Verband oder Verein ein Züchter oder Hundehalter gehört, jederzeit die Möglichkeit besteht zu lügen und zu betrügen. Wahre Tierfreunde, Rasseliebhaber oder Züchter würden niemals etwas tun, was ihren Tieren schadet oder sie überfordert. Da spielt die Vereinmitgliedschaft keine Rolle.
Jeder Computer druckt heute Papiere aus, ebenso Urkunden ect. Im Herzen des Züchters spielt sich einzig und allein das Wohl seiner Tiere ab. Das ein guter Züchter, egal von welchem Verein, nur das Beste für seine Tiere will und sich natürlich alle im zugänglichen Informationen besorgt, dass versteht sich von selbst.
Solange es Menschen gibt, die ihre Tiere nicht als Mitgeschöpfe achten und respektieren, solange wird es in jedem Verein oder Verband Züchter geben, die sich besser auf die Zucht von Regenwürmern spezialisiert hätten.

Gruß Christiane
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