Hundelelend fühlen



 
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Anja O`Glendence
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BeitragVerfasst am: 28.5.2011, 12:25    Titel: Hundelelend fühlen    

Zitat:

Auch Hunde können sich hundeelend fühlen
Von Matthias Scholer

Tierärzte therapieren verhaltensgestörte Haustiere mit Medikamenten. Als häufigste Ursachen nennen sie bei den Vierbeinern etwa Stress und depressive Verstimmungen.


Chico jagt. Nicht etwa Rehe oder Nachbars Katzen, sondern den eigenen Schwanz. Dabei dreht sich der sechs Monate alte Rüde minutenlang im Kreis. Nun soll ihm Maya Bräm helfen. Chico wurde vom Haustierarzt an die auf Verhaltensmedizin spezialisierte Tierärztin überwiesen. «Zuerst haben meine Kollegen den Hund auf Herz und Nieren geprüft», erzählt Bräm. Eine solche klinische Untersuchung steht immer am Anfang einer Verhaltenstherapie. Denn: «Wir müssen immer ausschliessen, dass ein körperliches Leiden Grund für eine Verhaltensänderung ist. So kann zum Beispiel Unsauberkeit auch durch Harnwegserkrankungen oder können zwanghafte Bewegungen durch Epilepsie oder Schmerzen verursacht werden.»

Bei Chico konnten die Tierärzte eine organische Erkrankung ausschliessen. Die Ursache für seine Kreisbewegungen ist wohl psychischer Natur. «Abnormale Bewegungsmuster oder Zwangsverhalten sind bei Haustieren häufig Zeichen für psychische Störungen. Die Bewegungen haben auf das Tier einen erregungsabbauende Wirkung», erklärt die Verhaltensmedizinerin. Zu den häufigsten Ursachen für abnormales Verhalten gehören neben Stress vor allem Angststörungen und depressive Verstimmungen. «Bei der Diagnosestellung müssen wir jedoch vorsichtig sein. Schliesslich fehlen uns dabei die subjektiven Schilderungen unserer Patienten. Zudem gibt es in der Veterinärmedizin für viele psychische Erkrankungen noch keine einheitlichen Diagnosekriterien», sagt Maya Bräm dazu.

Psychopharmaka für Vierbeiner

Dass dies aus wissenschaftlicher Sicht richtig ist, findet auch der Verhaltensforscher und Tierpsychologe Dennis Turner: «Auch wenn bei verhaltensgestörten Tieren vieles an die Symptome psychisch kranker Menschen erinnert, dürfen wir uns nicht aufgrund dieser Parallelen zu vorschnellen Diagnosen verleiten lassen.» Er relativiert aber: «Während einer tierärztlichen Konsultation machen Begriffe aus der Humanmedizin durchaus Sinn. Sie helfen den Besitzern, zu verstehen, was ihrem Tier fehlt und weshalb ein bestimmter Behandlungspfad gewählt wurde.»

Zur Therapie psychischer Störungen gehören bei schweren Fällen immer häufiger Psychopharmaka. Diese dürfen nur von Tierärzten verschrieben werden und sollten immer von einer Verhaltenstherapie begleitet sein. «Medikamente bringen die Tiere meist erst in einen Gemütszustand, der sie überhaupt für eine Verhaltenstherapie zugänglich macht», begründet Turner deren Einsatz. Bis vor kurzem wurde vor allem mit rasch wirkenden Präparaten aus der Gruppe der Benzodiazepine und Phenothiazine gearbeitet. Nachteil dieser Wirkstoffe ist jedoch die mit der Einnahme verbundene Schläfrigkeit. Deshalb werden seit einigen Jahren vermehrt Langzeittherapien mit Psychopharmaka bevorzugt eingesetzt, die sich bereits in der Humanmedizin bewährt haben. Dazu gehören unter anderem Monoaminooxidase-B-Hemmer, die den Dopaminabbau im Gehirn bremsen und ursprünglich für Parkinsonpatienten entwickelt worden sind.

Stimmungsaufheller für Hund und Mensch vom selben Hersteller

Aber auch Antidepressiva erfüllen ihre Wirkung beim Tier. Ein Schweizer Pharmakonzern führt sogar zwei trizyklische Antidepressiva mit demselben Wirkstoff im Sortiment: eines für Menschen und eines für Hunde. Die Wirksamkeit solcher Pharmakotherapien konnte in mehreren Studien wissenschaftlich belegt werden. Trotzdem braucht es häufig viel Überzeugungsarbeit, bis die Besitzer sich für eine solche Behandlung entscheiden. «Fast schon reflexartig ziehen die Besitzer komplementärmedizinische Alternativen vor, obwohl in diesem Bereich noch kaum wissenschaftliche Studien über deren Wirksamkeit vorliegen», sagt Dennis Turner.

Inzwischen hat Maya Bräm ein längeres Gespräch mit den Besitzern von Chico geführt. Dabei versuchte die Verhaltensmedizinerin, möglichst viele Informationen über die Herkunft, die Haltung und Alltagsstruktur zu erfahren, um so Chicos Grundproblem auf die Spur zu kommen. Eine Diagnose wird frühestens nach einer eingehenden Beobachtung des Patienten vorzugsweise in seiner gewohnten Umgebung möglich sein.

Früher nicht behandelt

Bei der Entstehung psychischer Leiden spielen grundsätzlich drei Komponenten eine entscheidende Rolle: «Die Gene, das Temperament und Umwelterfahrungen», fasst Bräm zusammen. «Doch es ist unmöglich, auszusagen, in welchem Mass der genetische Einfluss beziehungsweise Lernvorgänge für ein bestimmtes Verhaltensmuster verantwortlich zu machen sind», sagt sie. Der häufig von Laien geäusserte Verdacht, dass psychische Erkrankungen die Folge von Überzüchtung seien, stimme so nicht.

Generell distanzieren sich die Spezialisten von pauschalen Vorwürfen: «Wenn ein Tier Verhaltensstörungen zeigt, sind Schuldzuweisungen fehl am Platz. Weder ist dies ein Zeichen für eine zunehmende Unfähigkeit unserer Gesellschaft, Tiere zu halten, noch gehören bei jedem verhaltensgestörten Tier auch die Besitzer in eine Therapie», sagt Bräm. Dass Tiere heute häufiger auch verhaltensmedizinisch betreut werden, hat ihrer Ansicht nach einen einfachen Grund: «Erst vor wenigen Jahrzehnten begannen Wissenschaftler, Verhaltensstörungen bei Tieren zu beschreiben. Vorher wurden diese als neurologische Störungen wie beispielsweise Epilepsie klassifiziert oder einfach als Untugenden abgetan und nicht behandelt.»

Treten Psychosen und Neurosen also auch bei Tieren in freier Wildbahn auf? «Sicherlich nicht in dieser Ausprägung. Ein schwanzjagender Wolf hätte schlicht keine Überlebenschancen», sagt die Verhaltensmedizinerin. Ganz im Gegensatz zu Chico.


Quelle:http://bazonline.ch/wissen/medizin-und-psychologie/Auch-Hunde-koennen-sich-hundeelend-fuehlen/story/21137152

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