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Marie Rang 11
Alter: 64 Anmeldedatum: 05.06.2004 Beiträge: 5929 Wohnort oder Bundesland: Hessen
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Verfasst am: 11.4.2007, 16:53 Titel: Kreatinin-Referenzwert |
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Kreatinin-Bestimmung beim Hund
Können wir Kreatinin-Werte weiterhin unabhängig von Muskelmasse, bzw. Körpergewicht beurteilen?
Unsere Beobachtungen beim Vergleich von Kreatinin- und Inulin-Resultaten bei Hunden geben klare Hinweise darauf, dass die bisher übliche Praxis der Beurteilung von Kreatinin-Werten zu fatalen diagnostischen Fehleinschätzungen führen kann.
Beispiel: Bei einer 6-jährigen WHWT-Hündin mit PU/PD und dem Verdacht auf einen Nierentubulus-Schaden ermittelten wir einen völlig ‚normalen’ Kreatinin-Wert von 107 µmol/l (Referenzbereich: bis 133). Demnach also kein Nierenproblem? Ein Inulin-Ausscheidungstest ergab einen signifikant erhöhten Inulin-Wert und damit einen klaren Hinweis auf eine eingeschränkte glomeruläre Filtrationsrate (GFR).
Wie ist dieser Widerspruch zu erklären?
Kreatinin ist ein physiologisches Endprodukt des Muskelstoffwechsels (entsteht aus Kreatin und Kreatin-Phosphat) und wird über die Nieren ausgeschieden (wird glomerulär filtriert, tubulär nicht rückresorbiert, geringgradig sezerniert). Die täglich ausgeschiedene Kreatinin-Menge ist der Muskelmasse proportional, die Serumkonzentration als ein Maß zur Beurteilung der glomerulären Funktion zeigt erst pathologische Werte, wenn mindestens 2/3 der Nierenfunktion ausgefallen ist und ist ebenfalls von der individuellen Muskelmasse abhängig.
Zusätzlich kann das Serumkreatinin auch durch die Fütterung, besonders durch gekochtes Fleisch, beeinflusst werden.
Damit ergeben sich 3 Gesichtspunkte, die eine klare diagnostische Beurteilung der Kreatinin-Werte gerade beim Hund sehr beeinträchtigen.
Einschränkungen bei der diagnostischen Beurteilung von Kreatinin-Werten
Das Kreatinin ist nur ein sehr grober, unsensitiver Nierenparameter und nicht zur Frühdiagnostik geeignet
Die bisher übliche Bewertung unabhängig von Muskelmasse, bzw. Körpergewicht kann bei kleinen Rassen zu fälschlich ‚normalen’ und bei großen Rassen zu fälschlich erhöhten Resultaten führen (dies betrifft auch Resultate der Kreatinin-Clearance).
Die sicherste diagnostische Bewertung ist bei intraindividuellen Kreatinin-Werten (Verlaufskontrollen) und mit Nüchternblut möglich
Rasseabhängige Referenzwerte beim Hund erforderlich.
Beim Hund bestehen zwischen kleinen und großen Rassen gewaltige Gewichtsunterschiede (bis über das 50-fache), mit daraus resultierenden Unterschieden in der Muskelmasse, deren Anteil zusätzliche rasseabhängige Besonderheiten aufweist. Daher ist die bisherige Praxis der Kreatinin-Bewertung beim Hund an einem einheitlichen, für alle Rassen geltenden Referenzbereich nicht mehr vertretbar.
In einer Dissertation von R. Dereser (Lmuss München) wurde schon 1989 die bisher leider kaum beachtete, signifikante Rasseabhängigkeit von Kreatinin dokumentiert. DSH, DSH-Mischlinge, Windhunde und Boxer wiesen deutlich höhere, Dackel, Cockerspaniel und Kleinsthunde signifikant niedrigere Referenzbereiche auf.
Bisherige Praxis der Referenzwerte führt zu diagnostischen Fehleinschätzungen
Der oben geschilderte Fall des WHWT ist dafür ein Beispiel. Bis rasseabhängige Referenzwerte zur Verfügung stehen, empfehlen wir als vorläufige Richtlinie bei Hunden unter 25 kg die obere Referenzgrenze (µmol/l) nach der groben Faustregel: 100 + Körpergewicht (kg) festzulegen. Werte, die in diesem Bereich und darüber liegen, sollten als verdächtig für eine eingeschränkte GFR betrachtet und durch den Inulin-Ausscheidungstest weiter abgeklärt werden.
Durch rasseabhängige Referenzbereiche wird die Zahl der fälschlich als unauffällig eingestuften Kreatinin-Werte sicher deutlich sinken. Das grundsätzliche Problem der generell geringen diagnostischen Sensitivität des Kreatinins lässt sich dadurch jedoch nicht beseitigen.
Der Inulin-Ausscheidungstest ist die Methode der Wahl zur Nierenfrühdiagnostik
Zur Nierenfrühdiagnostik im Kreatinin-blinden Bereich und bei allen klinischen Verdachtsfällen, bei denen der ermittelte Kreatininwert keine eindeutige Aussage zulässt, empfehlen wir die Durchführung des Inulin-Ausscheidungstestes (siehe ALOMECUM).
Dieser Test leitet sich von der Inulin-Clearance ab. die nach wie vor als Goldstandard der GFR-Bestimmung gilt. Er ist unabhängig von der Rasse und die zwischen kleinen und großen Hunden unterschiedlichen Stoffwechselraten werden durch die von Körpergewicht/Körperoberfläche abhängige Inulin-Dosierung ausgeglichen. |
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Marie Rang 11
Alter: 64 Anmeldedatum: 05.06.2004 Beiträge: 5929 Wohnort oder Bundesland: Hessen
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Verfasst am: 11.4.2007, 17:10 Titel: |
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Damit kein Missverständnis wegen dem Hinweis auf gekochtes Fleisch entsteht.
Ob gekochtes oder rohes Fleisch spielt keine Rolle bei Nierenerkrankungen . Die Menge macht es.
Vermehrte Aufnahme von Protein ( Fleisch) erhöht den Kreatininpool und die Kreatinin-Ausscheidung (Variationen bis zu 34 % möglich).
Überhöhte Mengen an Fleisch können den Kreatininwert in die Höhe treiben. Ein 100 prozentiger Hinweis auf eine Nierenerkrankung ist diese Erhöhung lt. Link nicht. |
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Anja O`Glendence Moderator
Alter: 56 Anmeldedatum: 06.01.2004 Beiträge: 10663 Wohnort oder Bundesland: Deutschland
Hunde der User: Othello vom Büttgeshof Cascaja Alida von Steinberg O'Glendence Lovely Nayeli / O'Glendence Lovely Lancelot / O'Glendence Lovely Lancer O'Glendence Especially For Me /O'Glendence Especially For You O'Glendence Just Jeffrey Magic Moments of Joy vom Märchengarten
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Verfasst am: 11.4.2007, 17:18 Titel: |
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Hallo,
das es keine rassespezifischen Referenzwerte gibt ist wirklich ein Problem.
Nicht nur bei der Auslesung von Blutbildern auch bei mancher Medikamentendosierung.
Die geschieht dann Pi mal Daumen.
Man weiss dass Terrier einen hohen Stoffwechsel haben, wie hoch? So genau weiss es niemand, aber manche Medis haben eine andere Halbwertszeit (Leishmaniose = Glucantime).
Wir hatten ja mal begonnen BB zu sammeln, leider schlief auch das wegen mangelnder Beteiligung ein. Schade eigentlich und vor allem so wichtig.
Man weiss von verschiedenen Parametern bei Dalmatinern, von den collieartigen usw. Wirklich interessant wäre es, definitiv zu wissen, WIE die Parameter für jede einzelne Rasse ausehen.
Passt auch hierzu:
http://www.westieforum.de/phpbb/ftopic8791.html
LG
Anja _________________ Netiquette
"Wie sollte man sich von der endlosen Verstellung, Falschheit und Heimtücke des Menschen erholen, wenn die Hunde nicht wären, in deren ehrliches Gesicht man ohne Misstrauen schauen kann"
"Tief im Winter lernte ich endlich, dass in mir ein unbesiegbarer Sommer lag" (Camus)
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Franki Rang 11
Alter: 34 Anmeldedatum: 12.03.2005 Beiträge: 3984
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Verfasst am: 12.4.2007, 07:38 Titel: |
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Hallo Anja,
da hasst Du natürlich recht. Allerdings haben es die Laboratorien/TA in Deutschland meines Wissens noch nicht einmal geschafft, die Referenzwerte nach Alter zu gestalten. Da werden bei einem 8 Wochen Welpen dieselben Referenzwerte angesetzt wie bei einem Hund, der 5 Jahre alt ist.
Das ist natürlich ein schlechter Witz und die Aussagefähigkeit vieler Parameter verliert so im Welpen/Junghundealter ganz enorm.
Grüße
Frank |
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Marie Rang 11
Alter: 64 Anmeldedatum: 05.06.2004 Beiträge: 5929 Wohnort oder Bundesland: Hessen
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Verfasst am: 12.4.2007, 08:20 Titel: |
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Wirklich aussagekräftig wäre für eine genaue Bestimmung nur der 24 Stunden Urin. Eine pauschale Beurteilung für alle Hunde kann wirklich in die Hose gehen, wie man am Beispiel aus o.a. Link erkennen kann.
Schlussfolgerung: Ein normaler Kreatinin-Wert schließt v.a. bei Hunden kleiner Rassen ein Nierenproblem nicht aus.
Ich habe bei Janosch vor ein paar Wochen das Verhältnis Protein-Kreatinin im Harn analysieren lassen. Die Werte war ok.
Das Labor Antech Diagnostics hat kürzlich die klinischen Laborparameter untersucht von 227 gesunden, erwachsenen Hunden verschiedener Rassen und Alters die bis zur Blutentnahme mindestens 9 Monate roh ernährt worden sind. Von dieser Gruppe wurden 87 Hunde nach Billinghurst ernährt, 46 nach Volhards NDF Plan und die restlichen 94 Hunde bekamen verschiedenes selbst zusammengestelltes oder kommerziell hergestelltes Rohfutter.
69 Hunderassen waren vertreten mit 233 reinrassige, 16 kreuzrassige, 1 Mischling und 6 Hunde unbekannter Abstammung. Hunde aller Rassegruppen waren vertreten. Ein Großteil der Hunde waren kastrierte Rüden (73) oder kastrierte Hündinnen (85); der Rest waren gleichermaßen intakte Rüden und Hündinnen. Das durchschnittliche Alter der Hunde war 5,67 ± 3,52 Jahre; und der durchschnittlicher Zeitraum seit dem Rohfutter gefüttert wurde betrug 2,84 ± 2,54 Jahre.
Die Daten dieser Gruppe wurden verglichen mit den gleichen Parametern von 75 gesunden, erwachsenen Hunden, die mit auf getreide-basiertem Fertigfutter ernährt werden. Statistische Vergleiche der beiden Gruppen zeigten dass die Werte generell gleich waren mit folgenden signifikanten Abweichungen:
Höheren Hämatokrit Wert in allen Rohfuttergruppen (Bereich: 51,0 ± 6,6 – 53,5 ± 5,6 %) gegenüber getreidebasierte Fertigfuttergruppe (47.6 ± 6.1 %)
Höheren Harnstoff Wert in allen Rohfuttergruppen (Bereich: 18.8 ± 6.9 – 22.0 ± 8.7 mg/dL) gegenüber getreidebasierte Fertigfuttergruppe (15.5 ± 4.7 mg/dL)
Höheren Serum Kreatinin Wert nur in der Volhard Diätgruppe (1.20 ± 0.34 mg/dL) gegenüber getreidebasierte Fertigfuttergruppe (1.07 ± 0.28 mg/dL)
Während eine detailliertere Analyse noch aussteht, zeigen diese Resultate bereits, dass Hunde die mit Rohfutter ernährt werden (natürliche Karnivore) höhere Hämatokrit und Harnstoff Werte haben als Hunde die mit auf getreide-basiertem Fertigfutter ernährt werden (obligate Omnivore). Deswegen sollten die Referenzwerte für rohernährte Hunde wahrscheinlich angepasst werden.
Referenzen
Wynn S G, Bartges J, Dodds W J. AAVN Nutrition Research
Symposium, June 2003 (abstr.); Roudebush P. Adv Sm An Med Surg, 15(9): 1-3, 2002; Dodds W J. In: Complementary and Alternative Veterinary Medicine. Mosby, St. Louis, 1997; pp 73-79; Berry M J, Larsen P R. End Rev, 13(2): 207-219, 1992. |
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Marie Rang 11
Alter: 64 Anmeldedatum: 05.06.2004 Beiträge: 5929 Wohnort oder Bundesland: Hessen
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Verfasst am: 12.4.2007, 13:57 Titel: |
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Harnstoff und Kreatinin
Harnstoff und Kreatinin gehören zu den am häufigsten veränderten Laborwerten.
In allen Altersgruppen ist bei etwa 16 % der untersuchten Proben der Harnstoff erhöht, alleinig ist der Wert allerdings nicht klar einer Nierenfunktionsstörung zuzuordnen.
Erniedrigte Werte sind unter Zuhilfenahme von Leberenzymen und Eiweiß bzw. Albumin hinsichtlich Leberstoffwechselstörungen oder Proteinmangelsituationen zu interpretieren.
Erhöhte Kreatininkonzentrationen beobachten wir in allen Altersgruppen. Gerade beim Jungtier muss diskutiert werden, ob geringgradige Überschreitungen des Referenzwertes nicht auch in einem gesteigerten Muskelstoffwechsel begründet sein können.
Der Anteil starker Harnstofferhöhungen steigt bereits in der Gruppe der älteren Adulten, das ist auch bei den deutlichen Kreatininerhöhungen (> 140% des oberen Referenzwertes) der Fall.
Unsere Schlussfolgerung ist, dass Vorsorgeuntersuchungen zur Erkennung von Nierenfunktionsstörungen bereits beim älteren adulten Tier, also ab dem Alter von 4 Jahren ihren Sinn haben (derzeit zu empfehlen ist die Bestimmung von
Cystatin C im Serum oder von Eiweiß-Kreatinin-Quotienten im Harn).
Quelle: Laboklin |
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