Autovakzine



 
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Anja O`Glendence
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BeitragVerfasst am: 17.8.2004, 22:15    Titel: Autovakzine    

Autovakzinen

Verschiedenste bakterielle Infektionen lassen sich mit konventioneller Antibiose nur unzureichend und unbefriedigend therapieren. Als Ursachen kommen z.B in Frage:

Antibiotikaresistenzen

Abwehrschwächen des Organismus

Lokalisationen, an denen hohe Wirkstoffspiegel schwer aufzubauen sind


Autovakzinen sind in solchen Fällen eine gute Alternative bzw. eine zusätzliche therapeutische Maßnahme. Es handelt sich hierbei um Impfstoffe, die für das Einzeltier individuell hergestellt werden. Ihnen liegen immer mikrobiologische Untersuchungen zugrunde, in deren Rahmen das für die Erkrankung verantwortliche Agens isoliert wird. Bei bakteriellen Infektionen werden in der Folge des Erregernachweises Keimsuspensionen hergestellt, die vermehrungsunfähig gemacht und auf Unschädlichkeit überprüft werden. Die spezielle Zusammensetzung (Keimkonzentration, Applikationsart und -menge) richtet sich nach Vorbericht und Tierart. Bei folgenden Erkrankungen werden in der Kleintierpraxis Autovakzinen bereits mit gutem Erfolg eingesetzt:


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Einsatz von Autovakzinen in der Kleintierpraxis

Tierart
Erkrankung
Art der Applikation

Hund
Pyodermie
systemisch

Hund / Katze
Diarrhöe
lokal

Hund / Katze
Atemwegserkrankungen
lokal oder systemisch


Es wird zwischen lokal und systemisch zu applizierenden Vakzinen unterschieden. Zur Therapie von Pyodermien werden die hergestellten Vakzinen immer systemisch, d.h. in Form von subkutanen Applikationen angewendet. Wo lokale Gaben möglich sind, ist diese Applikationsart der systemischen vorzuziehen. Bei lokaler Gabe kommt es im Gegensatz zur systemischen zur Stimulation des lokalen Immunsystems, wie z.B. des GALT (gut associated lymphoid tissue) und damit zu lokal erhöhten Antikörperspiegeln.


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Anwendungsweise der Autovakzinen

Art der Vakzine
Applikationsmodus
Applikationsdauer

systemisch
subkutane Injektion
9 mal, im Abstand von 4-6 Tagen (ansteigende Konz.)

lokal
über Futter
in die Backentasche appliziert
14 mal, täglich
14 mal, täglich

lokal
vernebelt
9 mal, im Abstand von 3-4 Tagen

lokal
auf den Nasenspiegel aufgetropft
(bei Inspiration)
9 mal, im Abstand von 3-4 Tagen



Der folgende Wirkungsmechanismus kann postuliert werden. Bei der Applikation von nicht mehr vermehrungsfähigen Erregern, die vom erkrankten Tier isoliert wurden, laufen zwei unterschiedliche Mechanismen ab. Einmal wird das Immunsystem spezifisch mit den Antigenen stimuliert, die die Erkrankung verursachen. Bei lokaler Applikation der Autovakzine, wie z.B. bei nasaler oder oraler Gabe führt diese spezifische Stimulation in einem erheblichen Maße zu einer lokalen Antikörperantwort. Besonders auf Schleimhäuten kommt es neben der Induktion von IgG lokal zusätzlich zu hohen Antikörperspiegeln von IgA. Dadurch entsteht direkt an der Eintrittspforte des Mikroorganismus eine spezifische Schutzwirkung. Die hohen IgA-Titer sind nicht nur auf die Schleimhaut begrenzt, über die immunisiert wird. Sie liegen bedingt durch das sogenannte "homing" auch auf anderen Schleimhäuten des Körpers vor. Diese Phänomen wird z.B. in der Schweinezucht schon seit langem genutzt, wo bei Jungsauen durch orale Immunisierung mit stallspezifischen Vakzinen hohe IgA-Titer in der Milch gegen das im Stall vorkommende Keimspektrum induziert werden.

Neben der spezifischen Stimulation des Immunsystems kommt es gleichzeitig auch zu einer Steigerung der unspezifischen körpereigenen Abwehr. Hierzu zählt z.B. die Steigerung der Phagozytenrate von Granulozyten, die Interferonproduktion und die Aktivität von NK-Zellen. Von vielen bakteriellen Zellinhaltsstoffen und Stoffwechselprodukten sind immunmodulierende Wirkungen, wie sie die Paramuniätsinducer haben, beschrieben.

Durch den Herstellungsmodus (Wahl der Bebrütungszeiten, der Nährmedien, des Inaktivierungsmodus und der Keimkonzentrationen) werden Nebenwirkungen, wie z.B. unerwünschte Reaktionen auf bakterielle Toxine, weitestgehend reduziert. Eine schwache Reaktion mit leichtem Anstieg der Körpertemperatur über einen Tag ist dagegen bei systemischer Applikation erwünscht. Werden jedoch die Symptome, die eigentlich therapiert werden sollen, verschärft, so empfiehlt sich eine Reduzierung der Dosis um 50%.


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Autovakzinen bei Pyodermien

Die Pyodermien beim Hund werden in der Regel durch Infektionen mit Staphylococcus intermedius verursacht, wobei die isolierten Stämme sich nach neuesten Erkenntnissen antigenetisch von den regulär auf der Haut vorkommenden unterscheiden. Besonders bei Schäferhunden, aber auch bei anderen Rassen sind die Rezidivraten bei idiopathischen Pyodermien häufig hoch. Hier liegt ein Haupteinsatzgebiet von Autovakzinen. Von einem Schäferhund mit einer Pyodermie bei nachgewiesener zellulärer Immundefizienz wurde sogar berichtet, dass unter Therapie mit einer Autovakzine Rezidive der Pyodermie über 4 Jahre ausblieben. In den U.S.A. ist mittlerweile bereits ein Präparat kommerziell erhältlich, das Staphylokokken-Antigene enthält und wie eine Autovakzine bei Pyodermien des Hundes eingesetzt wird. In Deutschland und auch in Österreich werden im Gegensatz zu den U.S.A. individuell hergestellte Autovakzinen appliziert (Baljer 1993, Awad-Masalmeh et al. 1988), wobei der Erfolg als sehr zufriedenstellend angesehen werden kann.


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Autovakzinen bei Diarrhöen

Der Einsatz von Autovakzinen bei Diarrhöen ist aus der Humanmedizin bereits seit langem beschrieben. In der Veterinärmedizin gewinnt diese Methode nicht nur im Fall der Diarrhöe-Prophylaxe in Schweinezuchtbetrieben sondern auch bei der Therapie chronischer Dirarrhöen von Kleintieren und Pferden zunehmend an Bedeutung. Weber (1992) gab bei chronischen Diarrhöen von Hunden und Katzen eine Erfolgsquote von ca. 70% durch Verwendung von oral applizierten Autovakzinen an. Der Therapieerfolg ist in Anbetracht der Chronizität der Prozesse somit als sehr gut zu bezeichnen. Die verwendeten Autovakzinen werden oral als Schluckvakzinen verabreicht, wobei die Supensionen entweder in das Futter gegeben oder mittels Spritze in die Backentasche appliziert werden. Unser Labor hat in jüngster Zeit einige Kollegen über ihre Erfahrungen mit Autovakzinen bei der Therapie von Pyodermien und Diarrhöen befragt.

Die Erfolge wurden durchweg als gut bewertet, bei Pyodermien wurde eine Erfolgsquote von bis zu 60% angegeben. Von ernsthaften oder gar bedrohlichen Nebenwirkungen wurde nicht berichtet.


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Autovakzinen bei chronischen Atemwegsinfekten

In der Humanmedizin wird der Einsatz von Autovakzinen auch bei chronischen Infekten der Atemwege und des Harntraktes beschrieben. Literaturangaben über analoge Behandlungen von Hunden oder Katzen liegen uns nicht vor. Im Rahmen der Diagnostik von chronischen Infektionen der Atemwege wurden von unserem Labor im Laufe des letzten Jahres mehrfach Autovakzinen zur lokalen Applikation besonders für Katzen angefertigt. Die Applikation erfolgte über Vernebler bzw. über Aufträufeln in die Nasenlöcher bei Inspiration und führt nach Angaben der therapierenden Kollegen zu guten Erfolgen.


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Abwicklung bei Anforderung von Autovakzinen

Die Autovakzine muss zusammen mit der Einsendung von Untersuchungsmaterial für die Mikrobiologie gleich mitbestellt werden.

Geeignete Untersuchungsmaterialien sind:

Hautgeschabsel oder Abstriche veränderter Hautstellen bei Pyodermien

Kot bei Durchfallerkrankungen

Nasen- bzw. Rachenabstriche bei Atemwegserkrankungen


Aufgrund des aufwendigen Herstellungsverfahrens ergibt sich eine Produktionszeit von 8-10 Tagen. Das Labor schickt der Praxis dann umgehend die individuell hergestellte und geprüfte Vakzine zusammen mit einer Dosierungsanleitung zu. Besonders bei Schluckvakzinen bietet sich die Abgabe an den Besitzer an, während die Gabe aller anderen Darreichungsformen sicher besser in der Praxis kontrolliert werden kann.

näheres unter
www.laboklin.de

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"Wie sollte man sich von der endlosen Verstellung, Falschheit und Heimtücke des Menschen erholen, wenn die Hunde nicht wären, in deren ehrliches Gesicht man ohne Misstrauen schauen kann"
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