Was hilft bei Gelenkveränderungen!
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Marie Rang 11
Alter: 63 Anmeldedatum: 05.06.2004 Beiträge: 5929 Wohnort oder Bundesland: Hessen
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Verfasst am: 1.5.2008, 08:07 Titel: Was hilft bei Gelenkveränderungen! |
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Helfen Chondroprotektiva dem alten Hund wieder auf die Beine?
Ingrid Vervuert*
Institut für Tierernährung, Ernährungsschäden und Diätetik, Universität Leipzig
Mit dem Begriff Chondroprotektiva sind Substanzen gemeint, denen knorpelschützende Eigenschaften zugeschrieben werden. Die Wirksamkeit der Chondroprotektiva ist nicht unumstritten.
• Chondroitinsulfat
• Gelatine
• Glucosaminsulfat
• Hyaluronsäure
• Kollagen-Hydrolysat
Einleitung
Mit zunehmendem Alter können beim Hund degenerative Gelenkerkrankungen beobachtet werden.
In amerikanischen Studien wird von einer Erkrankungshäufigkeit von >20% bei Hunden, die älter als ein Jahr sind, berichtet, wobei 95% der beobachteten Fälle älter als fünf Jahre waren (Johnston 1995, Budsberg & Bartges 2006).
Definitionsgemäß werden osteoarthritische Erkrankungen als Resultat
mechanischer oder biologischer Ereignisse mit Destabilisierung der physiologischen Stoffwechselprozesse an Chondrozyten, extrazellulärer Matrix (insbesondere Kollagen und Aggrecan) und dem subchondralen Knochen beschrieben (Budsberg & Bartges 2006), wobei verschiedene
Faktoren wie z. B. Genetik, Entwicklungs- und Stoffwechselstörungen als auch traumatische Einflüssevon Bedeutung sind.
Die morphologischen, biochemischen, molekularen und biomechanischen
Veränderungen an den Gelenken und dem subchondralen Knochen führen klinisch zu Lahmheiten mit unterschiedlichen Schmerzhaftigkeits- und Entzündungsgraden.
Aus Sicht der Fütterung scheint die intensive Aufzucht von Junghunden (Zentek et al. 1995) sowie die Energieüberversorgung bei adulten Tieren mit resultierender Adipositas (Kealy et al. 2000, Sallander
et al. 2006) als prädisponierendere Faktoren von wesentlicher Bedeutung zu sein.
Ein simpler Nährstoffmangel aufgrund der veränderten Fütterungsgewohnheiten spielt hingegen nur noch sehr selten
eine Rolle.
Aber nicht nur in der Prophylaxe der Osteoarthritis ist das Körpergewicht von Bedeutung, auch die Gewichtsreduktion bei adipösen Hunden als Behandlungsmaßnahme bei Osteoarthritiden kann
zu einer deutlichen Verbesserung der klinischen Symptomatik führen (Burkholder et al. 2000).
Des Weiteren stehen als nutritive Maßnahmen so genannte „Chondroprotektiva“ kommerziell zur Verfügung,
die als „Knorpelschutzsubstanzen“ begleitend zur Behandlung oder zur Prävention degenerativer Gelenkerkrankungen beim Hund, aber auch beim Menschen empfohlen werden.
Die schier verwirrende Vielfalt an kommerziell erhältlichen oralen Chondroprotektiva steht allerdings im deutlichen Gegensatz
zu den experimentell geführten Nachweisen zur Effektivität solcher Substanzen.
Wirkmechanismen von Chondroprotektiva
Eine wesentliche Bedeutung wird der Substratbereitstellung bei der Kollagen- oder der Hyaluronsynthese durch Chondroprotektiva zugewiesen.
Ein weiterer Wirkmechanismus stellt die Modifikation der entzündlichen Prozesse dar, wobei die Hemmung knorpelzerstörender Enzyme oder die
Suppression von Entzündungsmediatoren eine Rolle spielen. Neben Entzündungsmediatoren wie z. B. Interleukin I oder Prostaglandin E2 (PGE2) wird die Zellschädigung auch durch reaktive Sauerstoffspezies hervorgerufen, so dass antioxidative Wirkmechanismen der Chondroprotektiva von Interesse sind.
Die vielfältigen degenerativen und entzündlichen Prozesse bei Osteoartritiden verdeutlichen, dass verschiedene Wirkmechanismen der Chondroprotektiva wünschenswert sind, dass aber in der Regel eine Substanz nicht alle Kriterien erfüllen kann.
Glucosaminoglycane
Die Glucosaminoglycane stellen die Gerüstsubstanzen der Festphase der extrazellullären Knorpelmatrix dar, wobei die Hyaluronsäure als „Rückgrat“ für die Proteoglycankette, bestehend aus Chondroitin-,
Keratan- und Glucosaminosulfat, dient.
Das Wirkprinzip der Glucosaminoglycane ist bislang nicht
vollständig geklärt, neben der Substratbereitstellung (Lippiello et al. 2000) werden verschiedene antiinflammatorische Prinzipien (Übersichtsreferat Goodrich & Nixon 2006) und antioxidative Effekte
(Sato et al. 1988) diskutiert.
Glucosaminoglycane stehen in vielfältiger Form zur oralen Verabreichung
als Ergänzungsfuttermittel für Hunde auf dem Markt. Oral verabreichte, radioaktiv markierte Glucosaminoglycane weisen beim Hund eine ähnliche Kinetik im Blut auf wie intravenös verabreichte Glucosaminoglycane (Setnikar & Rovati 2001).
Des Weiteren wird auch ein Gelenktropismus beim Hund
beobachtet (Johnson et al. 2001, Setnikar & Rovati 2001).
Allerdings werden vermutlich die größten Anteile der oral verabreichten Glucosaminoglycane in der Leber metabolisiert und über die Niere und
vermutlich auch über die Lunge ausgeschieden (Setnikar & Rovati 2001).
Klinische Untersuchungen beim Hund weisen darauf hin, dass kein Effekt der oralen Supplementierung dieser Substanzen zu erwarten ist.
Frost-Christensen et al. (2006) verglichen in einer Doppeltblindstudie die Effekte einer mehrmonatigen oralen Glucosaminsulfat-Supplementierung
(32 mg/kg KM x d-1) bei Hunden mit induzierter Kniegelenkarthrose („Groove model“) und konnten weder bei den standardisierten Ganganalysen, noch bei den Knorpel- und Synovialmembrananalysen
signifikante Verbesserungen der Glucosaminsulfat-Zulage belegen.
Auch die kombinierte orale Supplementierung von Glucosamin-HCl und Chondroitinsulfat (37,5 – 200 mg/kg KM x d-1) zeigte wenig
überzeugende Ergebnisse bei Hunden mit degenerativen Ellbogen- und Hüftgelenkerkrankungen (McCarthy et al. 2006).
Es konnte zwar eine Schmerzreduktion und ein verbesserter Gesamteindruck der Hunde am 70. Supplementierungstag belegt werden, allerdings fehlte bei dieser Studie eine Kontrollbzw.
Placebogruppe.
Die Bedeutung des Placeboeffektes verdeutlichen Dobenecker et al. (2002), die Hunde entweder mit einem Placebo oder mit Chondroitinsulfat (22 mg/kg KM x d-1) supplementierten und in beiden Gruppen nach zwölfwöchiger oraler Zulage eine moderate Verbesserung der
Lahmheitssymptomatik, bewertet durch den Tierhalter, feststellen konnten.
Neuseeländische Grünlippige Muschel (Perna canaliculus)
Entgegen älteren Studien scheint der Gehalt an Glucosaminoglycanen in der Neuseeländischen Grünlippigen Muschel eher vernachlässigbar zu sein, dafür rückt aber die Lipidfraktion in den Vordergrund, die zu einem erheblichen Anteil aus omega-3-Fettsäuren wie z. B. Eicosapentaensäure
(EPA) und Docosahexaensäure (DHA) besteht (Murphy et al. 2003).
Der genaue Wirkmechanismus von Perna canaliculus ist bislang unbekannt, allerdings wird ein starker inflammatorischer Mechanismus
aufgrund der omega-3-Fettsäuren vermutet (Murphy et al. 2003).
Zahlreiche Ergänzungsfutter für Hunde enthalten ein Extraktpuder der Neuseeländischen Grünlippigen Muschel, allerdings sind die wissenschaftlichen Belege über die Wirksamkeit beim Hund sehr
heterogen.
In der bereits oben zitierten Arbeit von Dobenecker et al. (2002) wurde neben der oralen Supplementierung von Chondroitinsulfat, auch ein Muschelextrakt (11 mg/kg KM x d-1) verfüttert, und
auch hier ergab die Bewertung durch die Tierhalter keinen Unterschied zu der Placebogruppe.
Die 42tägige Verfütterung von Canosan® (u. a. 2% Gonex® aus Perna canaliculus, 5 - 10 mg Canosan®/kg KM x d-1) an 26 Diensthunden mit degenerativen Gelenkerkrankungen führte bei den meisten Hunden zu
einer leichten bis deutlichen Verbesserung (Korthäuser & de la Torre 1992), problematisch an dieser Studie ist aber, dass es keine Kontroll- oder Placebogruppe gab, die subjektive Beurteilung der Lahmheit
unter Kenntnis der Behandlung statt fand und des Weiteren ein Teil der Hunde, aber nicht alle Hunde, zusätzlich aus dem Dienst herausgenommen wurden, dies wurde allerdings bei der Auswertung der
Ergebnisse nicht weiter spezifiziert.
Im Gegensatz zu diesen Arbeiten konnten zwei placebokontrollierte
Studien eine signifikante Verbesserung nach mehrwöchiger Supplementierung eines Extraktes von Perna canaliculus (Bierer & Bui 2002, Bui & Bierer 2003: 30 mg/kg KM x d-1, Pollard et al. 2006:
17 - 75 mg/kg KM x d-1) feststellen, im Vordergrund der Beurteilung stand dabei ein Lahmheitsscore, der Mobilität, Belastung der Gliedmaße, Schmerzhaftigkeit und Beweglichkeit klassifizierte.
Omega-3-Fettsäuren (n3-Fettsäuren)
Den omega-3-Fettsäuren wird ein entzündungs- und immunmodulierender Effekt zu geschrieben, wobei verschiedene Mechanismen wie z. B. die Beeinflussung der Phagozytoseleistung durch Veränderung
der Membranfluidität, Veränderung von Signalfunktionen oder die Beeinflussung der Eicosanoidsynthese durch Suppression hochpotenter inflammatorischer Mediatoren (z. B. Suppression von PGE 2 oder von
Leukotrienen der 4-er Serie) eine mögliche Rolle, auch im Rahmen der Osteoarthritis, spielen.
Hohe Anteile an omega-3-Fettsäuren werden im Fischöl oder aber in pflanzlichen Fetten wie z. B. Leinöl gefunden.
Die Aufnahme von Fischöl führt beim Hund innerhalb von wenigen Tagen zu einem Anstieg der Plasma-EPA- und DHA-Konzentrationen (Hall et al. 2006, Peus et al. 2006, Hansen et al. 2007) sowie zu einem Abfall der Plasma-Arachidonsäure (Hansen et al. 2007) und zu einer vermehrten
Einlagerung von EPAs und DHAs in Erythrozytenmembranen (Irvine et al. 2002).
Die mehrmonatige Fütterung einer n3-reichen Diät (Verhältnis n6- zu n3-Fettsäuren: 0.7:1) zur Behandlung einer experimentell induzierten Kniearthrose resultierte in geringeren PGE-2-Konzentrationen
in der Synovia, und auch die radiologischen Veränderungen wiesen einen geringeren Schweregrad im Vergleich zu den Kontrollhunden auf (zitiert nach Budsberg & Bartges 2006).
Eine ähnlich konzipierte Diät verbesserte die Gangbewertung sowie die Belastung verschiedener Gelenke bei Hunden mit unterschiedlichen osteoarthrotischen Gelenkveränderungen (zitiert nach Budsberg & Bartges 2006), beide Studien sind allerdings bislang nicht publiziert.
Im Gegensatz zu diesen Beobachtungen konnten keine klaren Effekte der Zulage von 90 mg EPA und DHA/kg KM auf die Expression von Matrix-
Metalloproteinen in der Synovia von chirugisch behandelten Verletzungen des cranialen Kreuzbandes des Kniegelenkes festgestellt werden, allerdings wies die Synovia der kontralateralen Seite z. T.
geringere Konzentrationen an Matrix-Metalloproteinen auf (Hansen et al. 2007).
Fazit
Auf dem Markt stehen sehr viele Produkte und Wirksubstanzen zur Verfügung, insbesondere Glucosaminoglycane, Neuseeländische Grünlippige Muschelextrakte, omega-3-Fettsäuren, Vitamine
und Teufelskralle finden eine weite Verbreitung, allerdings liegen nur zu den drei erst genannten Substanzen Untersuchungen beim Hund vor.
Der Einsatz von oral supplementierten Glucosaminoglycanen lässt sich nicht rechtfertigen, wohingegen ein gewisses Potenzial bei der
Neuseeländischen Grünlippigen Muschel als auch bei den omega-3-Fettsäuren wie Fisch- oder Leinöl vermutet werden kann, aber auch hier besteht noch erheblicher Klärungsbedarf.
Zu unterstreichen ist, dass die Kontrolle des Körpergewichtes als effektivste Maßnahme zur Prophylaxe und Therapie von
degenerativen Gelenkerkrankungen anzusehen ist. |
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Marie Rang 11
Alter: 63 Anmeldedatum: 05.06.2004 Beiträge: 5929 Wohnort oder Bundesland: Hessen
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Connie61 Rang 07
Alter: 63 Anmeldedatum: 12.03.2005 Beiträge: 287 Wohnort oder Bundesland: Bernkastel-Kues
Hunde der User: My Sweet Lina Tuff Buddies from Ashhill
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Verfasst am: 1.5.2008, 08:50 Titel: |
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interessante Beitrage habe ich gelesen.
vor 3 Wochen wurde Nicki an seit 2 Monaten gerissene Kreuzband operiert. Im Moment macht er einen guten Fortschnitt, aber er springt noch nicht auf Sofa.
Seit her gebe ich Luposan als Ergängzung.
LG
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